Das kleine nervöse Motorrad hatte ja auf der Rückfahrt ca. 10km vor der Fähre angefangen etwas rum zu zicken – immer mal wieder war der Leerlauf weg. Von der Fähre runter ging das ebenso, bis dann die Motorstörungslampe anging und die Einspritzung auf Notprogramm weiterfuhr. So bin ich noch gut bis zum Auto gekommen.
Ich hatte mir das Werkstatthandbuch schon gleich nach dem Kauf geladen und mal überflogen – daher wußte ich, daß im Tacho ein komplettes Diagnosegerät eingebaut ist. Man muß sich nicht – wie bei anderen Herstellern – an den nächsten Händler wenden, damit der die Daten ausliest. Nein – geht alles mit Bordmitteln.
Also los: Taste Select1 und Reset drücken, Zündung an, 8s warten, Anzeige DIAG erscheint, bestätigen – und das Diagnosegerät ist berteit.
Das Werkstatthandbuch verrät, daß die Diagnosefunktion 61 den Inhalt des Fehlerspeichers anzeigt. Was haben wir denn da so:
- Fehlercode 13: Ansaugluftdrucksensor Unterbrechung oder Kurzschluß
- Fehlercode 14: Ansaugluftdrucksensor Anschlußschlauch verstopft
- Fehlercode 40: Auslösung Neigungssensor
OK – Fehlercode 40 ist klar – sie ist ja auf der Rallye das eine oder andere mal in die waagerechte gekommen und der Neigungssensor hat dann den Motor abgeschaltet.
Für Fehlercode 13 und 14 ist das Testprogramm 03 zuständig. Das zeigt das vom Sensor kommende Signal direkt auf dem Tacho an. Gesagt – getan: Es wird ein Wert um 100 angezeigt, der sich etwas verändert, wenn man in den Sensor pustet. Soweit sieht das eigentlich alles gut aus. Also mal Sichtprüfung aller Teile, ob irgendwo Stecker oxidiert sind oder Kabel locker. Ist aber auch nicht der Fall.
Naja – das Handbuch hat ja ein extra Kapitel zur Prüfung des Sensors. Es beschreibt eine Spannungsmessung des Sensor – Ausgangssignales. Und siehe da – es kommen nur 3,5V raus wo es doch 3,75V bis 4,25V sein sollten. Der Sensor ist also wohl nicht ganz defekt – aber im Laufe der Zeit aus dem zulässigen Arbeitsbereich gedriftet.
Das hätten wir also geklärt.
Das Werkstatthandbuch und den eingebauten Diagnosecomputer muß ich hier ausdrücklich loben: Das Handbuch ist sehr umfangreich und enthält alle zur Diagnose und Reparatur notwendigen Informationen. Ebenfalls eine tolle Sache ist der eingebaute Diagnosecomputer – es gibt dort noch jede Menge weitere Testprogramme, die einem unterschiedliche Sensorwerte anzeigen oder solch schöne Sachen machen wie “5 Zündimpulse pro Sekunde” auch ohne daß sich der Motor dreht, Kühlerventilator an/aus, Auspuffklappe auf/zu und vieles mehr.
Aber nun zum dunklen Kapitel. Und das ist Yamahas Ersatzteilpreispolitik in Europa. Das war mir ja beim Ersatz des Schwingenschutzes (70 EUR für ein schwarzes Plastikteil – wo ein vergleichbares bei BMW nur 15 EUR kostet) schon negativ aufgefallen.
Den Ansaugluftsensor habe ich bei Partzilla.com rausgesucht – denn die haben die Ersatzteilfilme online und man will ja wissen, wie die Bestellnummer des Sensors ist. Da steht auch ein Preis dran: 77 USD. Oh – ganz schön teuer für so einen kleinen Sensor. Aber hilft ja nichts.
Also los zum Yamaha Händler. Ja – es sind 216 Sensoren im Zentrallager in Amsterdam – der Sensor ist innerhalb von 2 Tagen da – und kostet 220 EUR! Das kanns ja wohl nicht sein! Wo 70 USD schon teuer sind sind 220 EUR völlig unakzeptabel. Hab dann heraugefunden, daß dieser Sensor (übrigens Teile Nummer 2C0823800000, ersetzt durch 1WS-82380-00-00) auch in anderen Motorräder verbaut wird und hab nun einen gebrauchten gekauft (auch völlig überteuert für ein Gebrauchtteil – aber hilft ja nichts).
Und nein – es liegt wohl nicht am lokalen Händler. Hier ein Beispiel für einen Händler in Deutschland: 206 EUR.
Und auf amazon.com 73 USD, Ebay.com 80 USD. Wenn man es da nicht eilig hat lohnt sich die Bestellung dort auch trotz der meist sehr hohen Versandkosten.
Hallo Yamaha – diese Ersatzteilpreispolitik kann durchaus ein Grund sein, daß nächste mal eine andere Marke zu kaufen!