Der ergiebige Regen der vergangenen Woche hat das Salz von der Straße gespült – und heute kommt zumindest gelegentlich etwas Sonne raus und es sind gute 10°C. Da kann man ja mal die Saison eröffnen. Und was paßt dafür besser als die Saisoneröffnungstour des AT Stammtisches vom letzten Jahr :-). Gute 300km durchs Harzvor- und Leinebergland…
Wenn man wetterbedingt schon nicht fahren kann, kann man wenigstens gucken. Also auf nach Hamburg zur Messe – da sind dieses Wochenende die Hamburger Motorrad Tage.
Also mit dem Känguruh hingehoppelt. Auf dem Weg zum Eingang auffällig viele Frauen mit Kinderwagen – wird das Motorradfahren zur neuen Familienbeschäftigung?
Ach Du Schreck – was’n das?
Babywelt?
Hab ich mich im Datum vertan?
Oder haben die das Motto der Ausstellung kurzfristig geändert?
Glück gehabt – es gibt noch einen anderen Eingang! Und los gehts natürlich für die schweren Hamburger Jungs mit schwerem Eisen:
schweres Eisen
und ohne einen pickeligen Hinterreifen auf der Vorderachse wird man heute wohl nichts mehr
Hinterreifen vorne
Für nur 26.750EUR kann man sich diesen unfahrbaren Eisenhaufen hinstellen.
‚Custom Bikes‘ ist ein Schwepunkt der Messe – ich find das ja eher albern. Manche Motorräder haben schon ein schweres Los zu tragen:
arme Kuh
Statt Tank ein beleuchtetes Aquarium mit Blubberwasser – naja, wers braucht…
Aquarium mit Blubberwasser
Aber es gibt natürlich auch die ganzen seriösen Hersteller, wo man mal sehen kann, wo der Markt hin geht – und das eine oder andere Modell probesitzen kann.
Fangen wir mit Honda an – die neue Afrika Twin ist offenbar ein großer Erfolg – mußte man ja auch lange genug drauf warten. Aber die wird von den Zubehörherstellern gut aufgenommen – da wo früher nur ‚fully farkled‚ BMW GSsen zu sehen waren gibts jetzt auch voll ausgerüstete ATs. Aber das ist schon ein Brecher. Viel angenehmer ist da die kleine CRF250L Rally – reisefertig mit schönem Zubehörpaket. Aber leider weiterhin leistungsschwach. Da mal einen 450ccm Motor einbauen und man hätte tatsächlich was angenehmes für lange Touren durch die Wildnis. So bleibt weiterhin nur der Exot CCM450 für solche Sachen. Aber vermutlich sehe ich das einfach falsch – mit weniger als 200kg und 100PS kann man heute offenbar keinen Schotter mehr befahren – geschweige denn schlimmeres.
Damit kommen wir auch schon zu KTM – die BMWisierung ist weit fortgeschritten und der Messeauftritt wird von übergewichtigen Reisemotorrädern und Straßenmaschinen bestimmt. Immerhin findet man am Rande noch den einen oder anderen Crosser – und die Freeride-E:
Freeride-E
Ein schönes Gerät – jetzt bräuchte man in der Wildnis nur noch alle 50km ’ne Akku-Wechselstation. Aber für Freizeitparks ist das ’ne schöne Lösung.
Kurzer Blick zurück zu Harley Davidson: Es ist schwer zu sagen, ob das schwere Eisen oder doch das Zubehörgeschäft der Haupt-Umsatzbringer ist – der Ausstellungsfläche nach wohl zweiteres:
Harley Davidson: Neues Modell
Aber die Österreicher sind ja schlau – nach der BMWisierung der Modellpalette ist der nächste Schritt nur konsequent:
KTM: Neues Modell
Von Harley Davidson lernen heisst siegen lernen! Aber als High-Tech Unternehmen muß man einen Schritt weiter gehen! Mit diesem High-Tech Gerät in das die jahrzehntelange Erfahrung der Motorenentwicklung eingeflossen ist steht der orangen Weltherrschaft nichts mehr im Weg!
Weltherrschaft!
Und bei BMW? Na – dort gibt es natürlich die jährlich verbesserte Gummikuh mit ihren kleineren Geschwistern – insofern keine Überraschung.
Neu ist ja die Erweiterung am unteren Ende der Modellpalette – die G310GS:
G310GS
Die ist erfreulich schmal – ein deutlicher Unterschied zu meiner G650GS – aber ansonsten eine reine Straßenenduro. Da hat man eine Chance vertan was leichteres und geländegänigeres ins Programm aufzunehmen. In Europa ist damit meiner Meinung nach kein Geschäft zu machen – aber sie zielt ja wohl auch eher auf den asiatischen Markt. Und da mag sich die als Statussymbol verkaufen.
Eine gute Idee ist der transportable Geländeparkplatz für die heimische Garage – da braucht man fürs große Abenteuer nur aufsteigen und fühlt sich gleich wie der Bezwinger des Mount Everest:
Geländeparkplatz
Und was machen die anderen Japaner? Yamaha, Suzuki und Kawasaki waren natürlich auch da und zeigen ihre Straßenmotorräder – Yamaha zusätzlich noch Quads, Stromgeneratoren und Wasserpumpen. Aber überall nichts für mich interessantes oder überraschendes dabei.
Das stand dann beim Enfiled Importeur: Die Royal Enfield Himalayan sitzt und steht sich zumindest gut
Enfield Himalayan
Die ist sicher mit aktuellen Enduros westlicher Produktion nicht vergleichbar – aber wenn die Inder die zuverlässig hinbekommen haben sollten auf Grund des niedrigen Preises für Liebhaber klassischer Motorräder vielleicht eine Alternative. Sieht jedenfalls ganz schick aus.
Aber genug tote Motorräder angeschaut – in Halle B5 gibt Showprogramm – mit kurzen Schowrennen
Es ist zwar noch fast zwei Wochen hin – aber das kleine nervöse Motorrad kann es schon fast nicht mehr erwarten und will sich unbedingt nützlich machen.
Also mal sehen, ob alles drauf paßt.
Es gibt ja diesesmal zwei Packvarianten – einmal die Reiseausführung für die Zeit vor und nach der Rallye. Da ist alles auf dem Motorrad gepackt was mit muß – and das ist alles bis auf die Kiste mit den Ersatzteilen:
Reisemodus
In der gelben Hecktasche ist noch etwas Platz – da kommt dann Verpflegung für einen Tag rein.
Und so sieht der Rallyemodus aus:
Rallyemodus
In der schwarzen Tasche auf dem Heck ist nur die vorgeschriebene Trinkwasserreserve, das erweiterte Bordwerkzeug und ’ne Regenjacke. Alles andere kommt in die Rallyekiste und wandert darin von einer Station zur nächsten.
um sich ’nen neues Lenkkopflager einsetzen zu lassen. Dazu hat sie sich natürlich ausgerechnet den schönsten Tag der Woche ausgesucht.
Diese Chance hat das kleine nervöse Motorrad natürlich sofort erkannt! Wir müssen ganz dringend noch eine Prüf- und Einstellfahrt machen! Schließlich ist vorne ein neuer Reifen drauf – und seitdem wurde das Tripmeter noch nicht neu kalibriert!
Und so gehts mit dem ganzen montierten Geraffel raus in die Sonne…
raus in die Sonne
…auch wenn es dann doch langsam gerne mal etwas grüner werden darf!
Grüner!
Und – was hat die Prüf- und Enstellfahrt nun ergeben? Es musste nichts eingestellt werden – denn Tripmeter
Tripmeter
und das Garmin Montana
Garmin Montana
sind sich praktisch einig. Bei guten 70km Meßstrecke nur 40 m Abweichung ist in Ordnung – kann so bleiben!
…für die Fahrt durch Österreich und die Schweiz nach Genua zur Fähre.
Maut
Die österreichischen 10-Tages Pickerl geh`n ja noch – aber Schweiz war schon immer teuer – und die wollen für den Anhänger noch eine extra haben…
Wenn das so weitergeht, kann ich eines Tages vor lauter Umwelt- und Mautplaketten nicht mehr durch die Frontscheibe sehen. Ich kann nur hoffen, daß dieser Unsinn in Deutschland nicht eingeführt wird…
Und du kommst nicht nach Afrika – und auch nicht in die Schrottpresse. Neues Zuhause in Hildesheim – mit Aussicht die noch fehlenden 5 Jahre bis zum Oldtimerstatus dort zu verbringen. Also – sei schön artig 🙂 .