Es ging für 27 Tage und 6271km (gemäß Fahrzeug-Odometer) durch Süd-Ost Europa. Bereist wurden folgende Länder:
- Österreich
- Ungarn
- Slowenien
- Kroatien
- Bosnien-Herzegowina
- Montenegro
- Albanien
- Griechenland
Sinn und Zweck war in erster Linie mit dem kleinen nervösen Motorrad die Schotterstrecken Albaniens zu erkunden. Um möglichst schnell `gen Süden zu gelangen, hab ich die Strecke Hamburg-Wien mit dem Autozg der ÖBB zurück gelegt – solange es ihn noch gibt.
Kosten:
640,69EUR Unterkunft – Hotel oder Camping
480,32EUR Lebensmittel – enthält auch Restaurantkosten
264,68EUR Tanken
184,77EUR Sonstiges
Insgesamt: 1570,46 EUR, das entspricht 58,17 EUR/Tag oder 0,25EUR/km 🙂Zuzüglich Autozug Hinfahrt (wegen frühzeitiger Buchung nur gute 100 EUR), ein Satz Reifen (ca. 120 EUR) und eine jetzt fällige kleine Inspektion am Motorrad (wird selbst gemacht – nur geringe Kosten für Öl und Ölfilter).
Motorrad:
Unterwegs war ich mit dem kleinen nervösen Motorrad – der Yamaha WR250R. Das ist die zivilisierte Version der Sportenduro WR250F mit stabilem Heckrahmen und standfestem Motor – neben dem ganzen StVO-Geraffel. Die bringt – mit sämtlichem vom Vorbesitzer schon angebrachten Zubehör – vollgetankt 139kg auf die Waage. Für die anspruchsvollen Schotterpassagen in Albanien war das genau richtig – da ist es in seinem Element. Da hätte ich es nicht gegen irgend etwas anderes eintauschen wollen.
Ich kann Berichte von 1200er GS Fahrern nachvollziehen, die meinen für die knapp 60km Schotter von Thet nach Shkodra 7 Stunden benötigt zu haben und hinterher völlig fertig waren. Das frühstückt das kleine nervöse Motorrad mal eben in 2 Stunden weg…offroad zählt halt jedes Kilogramm!
Anders sieht es auf Asphalt aus. Das kann es zwar auch – aber dort machen sich der fehlende Windschutz, vergleichsweise geringe Leistung und die kurze Übersetzung bemerkbar – komfortabel ist was anderes. Etappen über 300km werden – trotz Kahedo-Sitzbank – für den Hintern zur Herausforderung. Da hätte ich mir manchmal den Komfort der Sertao gewünscht.
Mal sehen, ob man es irdendwie hinbekommt das Motorrad direkt nach Albanien zu beamen…
Ansonsten ist es immer brav gefahren – keine Defekte irgendwelcher Art. Und ist auch mit sämtlichen unterwegs anzutreffenden Kraftstoffqualitäten zufrieden gewesen.
Reifen:
Montiert hatte ich für die Fahrt einen neuen Satz Michelin T63. Das ist ein gemäßigter Stollenreifen – geht in Richtung Blockprofil. Den hatte ich ausgesucht, da ich ihm eine größere Haltbarkeit als reinen Stollenreifen zugeschrieben habe. Die Fahreigenschaften waren durch die Bank gut – sowohl auf losem Schotter als auch in Schlamm funktioniert er gut. Auch auf Asphalt ist er gut brauchbar – fährt dort angenehmer als ein reiner Stollenreifen. Die Haltbarkeit ist auch größer als bei einem richtigen Stollenreifen – aber nicht in dem Maße, wie ich es erhofft hatte. Nach guten 4000km war der Hinterreifen bis auf ca. 3mm Restprofil verbraucht – und damit für Offroadeinsatz eher nicht mehr brauchbar, insbesondere wenn man mit schlammigen Abschnitten rechnen muß. Es sind deshalb einige Schotterstrecken in Albanien und Bosnien-Herzegowina unerkundet geblieben. So bleibt noch was fürs nächstemal…
Immerhin gab es keine Reifenschäden und er hat mich mit Profiltiefe Null noch nach Hause gebracht. Ein Ersatzreifen war übrigens in Griechenland und Albanien nicht kurzfristig zu bekommen (was ich nicht anders erwatet hatte – einen 18 Zoll Enduro-Reifen hat auch in Deutschland kein normaler Händler vorrätig).
Wetter:
Die Tour hatte ich in den Mai gelegt – schon einigermaßen warm und die Pässe hoffentlich schon frei, aber noch nicht zu warm wie im Hochsommer. Das hat sich dann auch so bewahrheitet – allerdings hatte ich mit weniger Regen gerechnet. Es gab gefühlt schon viel – teilweise sehr ergiebigen und langanhaltenden – Regen. So manches mal dachte ich mir, da hättest Du auch nach Skandinavien fahren können. Einziger Vorteil: Es bleibt auch bei Regen angenehm warm. Da auf dem Rückweg wegen dem abgefahrenen Reifen die Tour `eh umgeplant werden mußte, hab ich die dann mit einem Blick auf die Wetterkarte an die Kroatische Küste verlegt – eine gute Entscheidung.
Autozug:
Ein Teil der Anfahrt erfolgte mit dem Autozug der Österreichischen Bundesbahn ÖBB von Hamburg-Altona nach Wien. Nachdem die DB ja nun die Autoreisezüge eingestellt hat, ist dies das einzig verbleibene Angebot – zumindest solange noch, bis die DB die Autoverladestation in Hamburg Altona schließt. Gebucht hatte ich ein Bett im 4er Liegewagen, der dann mit 3 Personen belegt war. Das Platzangebot war durchaus ausreichend, das Rollmaterial ziemlich neu und laufruhig. Insgesamt hab war die Nacht erholsamer als gedacht – und auch das inbegriffene Frühstück war besser, als erwartet.
Es gibt das auch als 6er Liegewagen – das ist dann aber sehr beengt und würde ich nicht empfehlen.
Unterkunft:
Außer der ersten Übernachtung – ein Bett im 4er Liegewagen des ÖBB Nachtzuges von Hamburg nach Wien – hatte ich nichts vorgebucht. Ich war ja in der Vorsaison unterwegs, so war es meist kein Problem eine Unterkunft zu finden. Die meisten hatten schon offen – und waren auch nicht ausgebucht. Und das angeblich ausgebuchte Hotel in Gjirokastra wollte ganz offensichtlich keinen tropfenden Motrorradfahrer auf dem Teppich haben. Das zweite Hotel war aber `eh besser!
Ich hatte Campingausrüstung dabei – und konnte die weiter nördlich auch gut nutzen. In Albanien und Montenegro gibt es aber so gut wie kleine Campingplätze – dafür sind Hotels – insbesondere in Albanien – billig. Die Übernachtung in guten Hotels kostet da in der Regel zwischen 15 und 30 EUR incl. Frühstück (merkwürdigerweise werden in Albanien Übernachtungspreise immer in EUR angegeben – bezahlen kann man dann aber auch in Lek). In Griechenland standen dann der innerstädtische Campingplatz in Ioannina für 25EUR oder das Hotel in den Bergen für 30EUR incl. Frühstück zur Wahl. Da fällt die Entscheidung leicht.
In den EU-Ländern hab ich gegen Tourende oft mal in die Booking.com App geschaut, was so an Hotels verfügbar ist. Es muß ja nicht sein, daß man ausgerechnet beim teuersten zuerst fragt. In den nicht-EU Ländern hab ich mir das verkniffen, nachdem mir Vodafone in Monenegro freudestrahlend 6,70 EUR/min Gesprächsgebühren mitgeteilt hat. Da will ich nicht wissen, was der Datentransfer kostet…
Allein vs. zu Mehreren:
Die Frage stellte sich hier nicht, da es keine ‚mehreren‘ gab, die eine ähnlich lange Tour zu dem Zeitpunkt machen konnten. Und für das Alleinreisen spricht ganz klar die völlige Unabhängigkeit. Genau das spricht aber auch dagegen. Es wirkt sich schon auch auf den Fahrstil auf, ob man alleine oder mit mehreren unterwegs ist. So befahre ich die Strecken allein doch mit sehr viel Sicherheitspolster – denn man will ja heile ankommen. So manchmal dachte ich mir auf den albanischen Bergpisten schon: Wenn Du hier `ne Panne hast, kannst Du erstmal 20km ins nächste Dorf wandern… Zu mehreren wäre hier eine größere Sicherheit, die man aber vermutlich durch entsprechend ‚agressivere‘ Fahrweise aufbrauchen würde.
W-LAN:
In allen bereisten Ländern gibt es selbstverständlich in jedem Hotel, jedem Campingplatz, jedem Cafe, jeder Unterkunft kostenloses W-LAN, das noch dazu gut und schnell funktioniert. Man kommt sich als so ein Reisender aus dem W-LAN Entwicklungsland Deutschland schon irgendwann doof vor, nach W-LAN Verfügbarkeit zu fragen – und in erstaunte Gesichter zu blicken als wenn man nach Strom oder fließend Wasser gefragt hätte… Die Datenraten waren in der Regel sehr gut – so stellte es kein Problem dar, die angefertigten Fotos auf das NAS zu Hause zu sichern.
Technische Ausrüstung:
Für die Navigation war das schon von vorherigen Reisen bewährte Garmin Montana 600 zuständig. Es waren Routen vorgeplant, daneben diverse Tracks aus dem Internet über Schotterpisten gespeichert. Als Kartenmaterial kam für alle Länder außer Albanien überwiegend die City Navigator Karte zum Einsaz, für Albanien ist die allerdings unbrauchbar so daß dort auf die OSM Karte ausgewichen wurde, die sicherheitshalber auch für alle anderen bereisten Länder installiert waren. Für Albanien hatte ich noch die Bunkertrails Karte installiert, habe die aber nicht benötigt.
Es hat seine Aufgabe wie gewohnt gut erledigt – aber es wäre kein echtes Garmin, wenn es es sich nicht alle paar Tage mal aufhängen würde und zum Restart der Akku entfernt werden müßte. Das ist zwar mit den inzwischen erschienenen Firmware-Updates immer weniger geworden, aber endgültig beseitigt bekommt Garmin das wohl nicht mehr.
Für komfortable Routenplanung unterwegs, Fotoverwaltung, Reisetagebuch und Blog-Update hatte ich ein älteres Acer Netbook dabei, das trotz des geringen Kaufpreises, des schlabberigen Gehäuses und bereits einiger Motorradreisen immer noch funktioniet – auch wenn sich die Tastenreihen der Tastatur inzwischen auf dem Bildschirm abzeichnen. Ist kein Geschwindigkeitswunder, aber für die vorgesehenen Tätigkeiten noch ausreichend.
Für sicheren Netzwerkzugriff aus offenen W-LAN hatte ich einen VPN-Tunnel zur heimischen Fritz-Box eingerichtet – sowie dort einen NAS-Speicher zum Datenbackup eingerichtet. Das hat in der Regel ordentlich funktioniert, allerdings waren an wenigen Tagen Verbindungen nicht oder nicht stabil möglich. Die Ursachen habe ich nicht näher untersucht.
Schäden:
Fast keine.
Einen schönen neuen ROK-Strap hat das Hinterrad gefressen – man sollte halt nicht losfahren, solange der nicht ordentlich befestigt ist sondern lose runter hängt.
Eine Befestigungsschraube vom Handschutz ist abgerissen, als ich das schläfrige kleine Motorrad daran wieder aufrichten wollte. Die muß aber bereits vorgeschädigt gewesen sein – denn eine M6 Schraube kann man eigentlich so nicht abreißen…
Sonst ist alles heile geblieben – damit bin ich sehr zufrieden! Ich hab von japanischer Serientechnik aber eigentlich auch nichts anderes erwartet…
…die Einheimischen sind sicher froh, daß sie statt 3h über Schotterpiste nur noch 30 Minuten in die nächste Stadt brauchen. Aber es gibt in Albanien noch genug Schotter – da hat man die nächsten Jahre noch Zeit.
Es ging ja durch viele Länder – und ich bin im Fremdsprachen lernen schlecht. Ich habs daher auf Englisch und Deutsch belassen. War kein Problem :-).
Ich wollte Dich noch fragen was für ein Tank, mit welchem Volumen, Du auf der nervösen hast?
Ist er eingetragen? Du kannst ja auch ne PN schicken….
Du hast ja geschrieben das der Vorbesitzer einen größeren montiert hat.
Gruß Peter
Hallo Christoph,
Danke für die schöne Reisebeschreibung!
Eine sehr interessante Route,
schade das scheinbar in Zuge des EU Einflusses die kleinen ( wahrscheinlich auch schönsten ) Strecken, zum Leidwesen der Endurofahrer, als mehr „kaputt“ Asphaltiert werden…
Die Einheimischen die dort leben sehen das wohl anders?
Dein Bericht macht Laune auf’s hinfahren! Kann ich dennvon Dir die Routen als GPS Datei bekommen?
Hast Du die üblichen Tourifloskeln Danke, Bitte, Guten Tag usw. denn auf der jeweiligen Landessprache anwenden können, oder hast Du’s bei Englisch belassen!
Viele Grüße,
guten Start in den Alltag, und Gruß an das kleine nervöse Motorrad,
ich hab neuluch mal auf ner aktuellen Schwester von Ihm gesessen?
Peter