Dieses Wochenende liegt mal wieder was offroadiges an. In den Niederlanden findet die Brabant-Offroad Tour von Ad Ketelaars statt. Da das von der derzeitigen Arbeitsstelle in Euskirchen nicht allzu weit weg ist – und der ‘Sandmann’ aus dem Motorradforum dafür immer Werbung macht, wird das dieses Jahr mal ausprobiert.
Los geht’s am Freitag Nachmittag nach der Arbeit – von Euskirchen schräg hoch durch Holland und Belgien bis nach Eskeek. Kurz nach der Abfahrt gibt es einen kräftigen Gewitterschauer
der aber glücklicherwe4ise der Einzige bleibt.
Praktischerweise startet die Tour auf dem Campingplatz ‘De Spaendershorst’, wodurch sich gleich die Übernachtungsfrage geklärt hat. Das ist ein riesengroßer Campingplatz, fest in der Hand von Dauercampern – aber für die versprengten Motorradfahrer findet sich auch noch ein Plätzchen. Nach den skandinavischen Preisen vom Sommer sind die 12,50 EUR hier richtig günstig – dafür hat man Strom, fließend Wasser, Abwasser und eine eigene Mülltonne an der Parzelle…
Wie immer gilt – zeitiges Erscheinen sichert die besten Plätze – ich hatte noch freie Auswahl. Auch wenn die große Masse der Teilnehmer erst am Samstag anreist, so fand sich am Freitag Abend doch schon eine Handvoll Teilnehmer zusammen.
Der Abend verging dann in der Camping-Gastronomie bei Fritjes, Bier und Bingo – ähhh – Bingo nur für die ältere Generation – wir haben uns dann nach draußen an die laue Sommernacht begeben, um beim Bingo nicht zu stören. Um den Reiz dieses Spiels zu verstehen, bin ich wohl noch nicht alt genug – Zahlen auf ‘nem Zettel markieren finde ich jetzt nicht soooo spannend…
Der nächste Morgen beginnt mit Nebel
und auch Kälbchen hat über Nacht neue Freunde gefunden, die sich gleich häuslich eingerichtet haben
Der Sandmann macht heute den Tourguide und ist mit seiner kleinen Jägermeister-KTM schnell gefunden. Die Anmeldung geht unbürokratisch – für 18,00 EUR darf man mitfahren und kriegt das Roadbook entweder auf Papier – so sieht es nach Ausschneiden und Zusammenkleben aus –
oder elektronisch für das ‘Tripy’. Juristischen Scnnickschnack wie einen Haftunsgverzicht gibt es nicht. Ist ‘eh jeder selber schuld wenn er sein Mopped zu Schrott fährt…
Der Sandmann hat weiter keinen Interessierten mitgebracht – also sind wir heute ein Zweier-Team. Aber erstmal den Jägermeister auffüllen 🙂 .
Von der Fahrt gibt es nicht viele Fotos – denn fahren und Fotografieren passt nicht zusammen. Und extra anhalten will ich auch nicht – denn die Tour fährt sich echt gut.
Die Landschaft und Bodenverhältnisse sind ähnlich wie im Heidegebiet zwischen Hannover und Hamburg – es geht über Feld- und Waldwege sowie asphaltierte Verbindungsetappen. Der Boden ist sandig, und durch die lange Trockenheit gibt es viele tiefsandige und entsprechend staubige Passagen. Die sind insbesondere Vormittags manchmal überraschend, da es in der Nacht etwas geregnet hat und die oberste feuchte Sandschicht die tatsächlichen Bodenverhältnisse verbirgt. Es sind auch diverse Single-Tracks dabei – die wären in Deutschland allesamt illegal – sowas z.B.:
Auf halber Strecke liegen einige Sandhügel zum spielen rum
…und das Gleiche nochmal mit Sandmanns 350er KTM
Das ist schon ein deutlicher Unterschied – bei halbem Gewicht aber gleicher Leistung und einem sportlich (und nicht wie beim Kälbchen komfortabel) ausgelegten Fahrwerk lassen sich die Hügel ganz anders nehmen. Einmal etwas zu viel Gas und das Hinterrad driftet weg – aber das fühlt sich auf der KTM kontrolliert an, währen man beim Kälbchen schon gezielt am Gas drehen muß – und das driftende Hinterrad fühlt sich dann schwammig und schlecht kontrollierbar an. Jetzt kann ich auch nachvollziehen, wie diese kleinen Dreckfräsen im Drift um die Kurven kommen :-)) .
Gut, daß ich auf der Heidechallenge das Sand-Fahren geübt habe – denn sandige Strecken gibt es hier reichlich. So kann ich hier die Erfahrung vertiefen und die Geschwindigleit erhöhen – denn umso schneller desto besser fährt sich Sand – das sich schnell drehende Vorderrad stabilisiert die Spur. Bei einer langen Sandpassage hatte ich allerdings einen kurzen Schreck – beim Blick aufs Cockpit leuchtet mir eine rote Lampe entgegen. Ach du Scheiße! Kühlwasser weg? Kein Öl mehr? Nee – ABS Störunng! Das erste mal überhaupt, daß ich die Lampe während der Fahrt leuchten sehe. ABS geht also gerade nicht – macht nichts, will man im Gelände ‘eh nicht haben. Kurzes Nachdenken fördert dan zutage, daß das Hinterrad auf der langen Sandstrecke wohl zu viel Schlupf hatte und des ABS Steuergerät auf Grund der unterschiedlichen Drehzahlen von Vorder- und Hinterrad auf eine Sensorstörung geschlossen hat…naja – macht michts, einmal Zündung aus und wieder an löscht die Störung. Der Rest der Strecke vergeht dann ohne weitere Störung an Mensch und Material -) .
Wir liegen bei der Tour gut in der Zeit und sind zeitig vor Schluß wieder zurück
Und wie geht das Fahren nach Roadbook nun?
Nach diesen ‘Chinesen’ wird gefahren:
Die zeigen die Strecke in Teilabschnitte zerlegt, jeweils mit Entfernung bis zur nächsten Änderung und Gesamtentfernung vom Start. Das Interpretieren der Symbole lernt sich schnell – aber das Weiterdrehen des Roadbooks im Halter ist bei meiner manuellen Ausführung Offroad nicht so einfach – da brauche ich beide Hände am Lenker. Nicht ohne Grund sind die besseren Roadbookhakter elektrisch angetrieben und werden durch Tasten am Lenkerende bedient.
Für die Messung der Teilstrecken hatte ich einen Fahrradcomputer installiert, der die Strecke mit 10m Auflösung misst. Dummerweise muß mam zum Nullstellen (was eigentlich nach jedem Bild erforderlich ist) eine schlecht erreichbare Taste für 2,5 Sekunden drücken – das ist auf der Straße kein großes Problem, aber offraod nur bei langsamer Fahrt möglich – wenn überhaupt…
Grundsätzlich geht das also – und ich bin auch eine Teilstrecke vorausgefahren und hab den Weg auch einigermaßen gut gefunden. Aber die Art der Navigation ist anstrengend und vermindert das Fahrvergnügen… Insbesondere auf Single Tracks im Wald wird das schnell unübersichtlich und zur sicheren Navigation müßte ich die sehr langsam fahren – bzw. immer mal wieder anhalten. So hab ich die meiste Zeit passiv geübt – hinter’m Sandmann her und dabei die Strecke auf dem Roadbook verfolgt – das hat auch meistens geklappt.
Das Fazit des Tages: Ein schöner Spätsommertag – trocken und mit genau der richtigen Temperatur – sinnvoll verbracht 🙂 . Die Strecke war vom Anspruch her auch für Reiseenduros geeignet, auch wenn die meisten Teilnehmer dann doch auf eher leichteren, gern auch klassischen Modellen ankamen.
Der letzte Tag ist schnell erzählt – Rückfahrt nach Hannover. Am frühen Morgen fing es an zu regnen – und auch längeres liegenbleiben im Zelt nutzte nichts – es wollte einfach nicht aufhören. Einpacken und Zelt abbauen im Regen ist doof 🙁 .
Eigentlich hatte ich noch einen Abstecher nach Baarle eingeplant – das ist eine Belgische Exklave auf niederländischem Gebiet, in der wiederum niederländische Exklaven liegen. Aber in Anbetracht des Regenwetters habe ich mir das geschenkt. Es ging dann wie geplant auf Bundesstraßen Richtung Hannover, irgendwann ließ auch der Regen nach…
Ein Gedanke zu „Brabant Offroad Tour“