Ab Weihnachten 2019 ging es für 34 Tage von Kapstadt aus nordwärts erst durch Südafrika, aber im Hauptteil durch Namibia bis ganz hoch ins Kaokoveld, an die Epupa Falls des Kunene Flusses direkt and der Grenze zu Angola.
Unterwegs war ich mit dem kleinen nervösen Motorrad, das dabei 6665 km gefahren ist. Und das dankenswerterweise völlig störungsfrei, nichtmal einen Reifenplatten gab es, obwohl die Strecken teils schon anspruchsvoll waren. Es hat sich als eine gute Wahl herausgestellt und zeigt auch jetzt mit fast 65.000km auf dem Tacho keine Anzeichen von Unzuverlässigkeit. Sehr gut!
Los ging es in Kapstadt – von Südafrika ist mir in Erinnerung geblieben, daß es natürlich das höchstentwickelte Land Afrikas ist – aber eine aus der Apartheit geerbte und noch immer nicht überwundene soziale Ungleichheit hat. Die wohlhabenderen haben offenbar Angst – überall Mauern, Stacheldrahtzäune, Wachdienste etc. Da kann man sehen, was in einem Land ohne sozialen Ausgleich passiert – und in so einem Land will ich nicht dauerhaft leben. Sozialer Ausgleich hat einen Wert, und den sollte man nicht leichtfertig verspielen.
Soziale Ungleichheit gibt es natürlich auch in Namibia. Scheint dort aber (noch?) nicht zu erhöhter Kriminalität geführt zu haben. Während Kapstadt auffällig gesichert ist, so ist davon z.B. in Windhoek nahezu nichts zu spüren. Auf dem Land fällt es wegen der geringen Bevölkerungsdichte ‚eh nicht auf: Auf einer Fläche von 2,5 mal der Größe Deutschlands leben grad mal 2/3 der Einwohner Berlins (825.400km² und 2,5Mio Einwohner). Da ist es dann auch kein Wunder, daß man oft auf lange Strecken keine Menschenseele trifft – ganz im Gegensatz zu Nordafrika. Und bei denen die man trifft, fragt man sich dann, wovon die wohl leben. Namibia ist halt zu großen Teilen von Wüste bedeckt, und für gelernte Mitteleuropäer ist nur schwer vorstellbar, wie man da wirtschaften kann. Jedenfalls war der Farmer empört, daß wir sein Land nicht als gutes Farmland erkannt haben. Aber für mich war das Wüste mit etwas mehr dürrem Buschwerk als normal. Aber für ein oder zwei Ziegen pro Hektar mag es reichen – da macht es die Größe.
Ansonsten ist der namibische Sommer heiß und trocken – Temperaturen die sich an die 40°C annähern sind keine Seltenheit, wegen der geringen Luftfeuchtigkeit aber gut auszuhalten. Nur genug zu trinken darf man nicht vergessen. Lediglich an der Grenze zu Angola an den Ufern des Kunene ist es schwül – entsprechend schlaucht dort die Hitze dort dann schon.
Das Straßennetz besteht hauptsächlich aus Schotterpisten, die oft gut unterhalten sind, auch wenn man immer mal wieder auf Waschbrettpisten trifft, die nur schlecht fahrbar sind. Es werden aber zunehmend Hauptverbindungstrecken asphaltiert. Zur Freude meines kleinen nervösen Motorrades gibt es aber auch mehr als genug 4WD Tracks oder weglose Gebiete, auf denen es sich ausprobieren konnte. An den Linksverkehr hab ich mich mit dem Motorrad überraschend gut gewöhnt – ich hoffe die Zurückgewöhnung an Rechtsverkehr geht ebenso problemlos 🙂 .
Für den der Wüsten mag ist Namibia ein ideales Ziel – man stößt immer wieder auf grandiose, endlose Landschaft an der man sich gar nicht satt sehen kann. Und es verdecken auch keine Bäume der Blick 🙂 . Schönste Strecke für mich war der Spreetshogte Pass, der bei Fahrtrichtung von Ost nach West plötzlich den Blick auf die farbenfrohen Flächen der Namib freigibt.
Tourismus ist für Namibia ein wichtiger Wirtschaftszweig – entsprechend ist die touristische Infrastruktur gut ausgebaut. Wer will, kann täglich in Lodges übernachten, die es für alle Qualitätsansprüche in großer Auswahl gibt. Genauso kann man aber auch in freier Natur sein Lager aufschlagen – hat dann natürlich keine Infrastruktur.
Bei unserer Reise gab es eine Mischung von beidem – mal Camping in luxoriösen Lodges mit Bar, Restaurant und Swimming-Pool, mal auf einfachen Comunity-Campingplätzen mit nicht mehr als einem Klo und einer Dusche – dafür aber oft an den allerschönsten Plätzen gelegen. Besonders ist da das Comunity-Camp direkt an der Spitzkoppe in Erinnerung geblieben, wo man sein Lager in einem riesigen Gebiet direkt an den Felsen aufschlägt. Dafür gibts aber auch nicht mehr als ein Plumsklo (und eine Dusche an der Rezeption in vielen Kilometern Entfernung). Außencamps gabs auch mehrmals – da zahlt sich die jahrelange Erfahrung von Josi aus, der die schönsten Plätze augekundschaftet hat.
Man trifft zwar immer mal wieder andere Touristen – es gibt aber keinen Massentourismus dort der negativ auffallen würde. Die meisten Gäste kommen wohl aus Südafrika (liegt ja um die Ecke), und dann sinds wohl die Deutschen, die ja eine gewisse historische Verbindung dorthin haben. Offizielle Landessprache ist Englisch – es gibt aber ca. 100.000 deutschsprachige Namibier (einschließlich eigener Tageszeitung), darunter auch viele farbige, die als Gastarbeiter in der DDR gearbeitet haben oder als Waisen des Unabhängigkeitskampfes in der DDR aufgewachsen sind.
So kann man durchaus in Windhoek mit sächsischem Akzent angesprochen werden 🙂 .
Noch eine Betrachtung zur Technik: Wie schon erwähnt, hat mein kleines tapferes Motorrad das alles störungsfrei gemeistert, braucht aber sobald es zurück ist im Rahmen der Inspektion erwartungsgemäß neue Reifen und einen neuen Kettensatz. Die Bilanz der Mehrzahl der mitfahrenden Motorräder ist allerdings erschütternd. Die Zuverlässigkeit und Haltbarkeit ist in meinen Augen völlig unzureichend: Bei allen mitfahrenden KTM 690 ist das Heck abgebrochen (also das Plastikteil mit Kennzeichen, Kennzeichenhalter und Blinkern), bei zwei Motorrädern ist der Heckrahmen gebrochen (was formaljuristisch ein Totalschaden ist, da der TÜV keine Schweißungen an Rahmenteilen erlaubt (wenn er es denn sieht)), bei einem Motorrad gab es einen doppelten Bruch des Hauptrahmens, dazu defekte Batterien, Anlasser, Vergaser und ein Motorrad mußte kurz vor Schluß mit Kupplungs/Getriebeschaden verladen werden. Von abfallenden Blinkern und Reifenschäden sprechen wir da noch gar nicht. Und das waren nun alles Motorräder, die die Hersteller als Enduros vermarkten. Nur zur Erinnerung: Enduro kommt von Endurance – also Ausdauernd. Da erwarte ich das 5000km Schotterpisten kein Problem darstellen. Vergleichsweise gut geschlagen haben sich neben meinem kleinen nervösen Motorrad die Husquvarna 701 und BMW F800 GS.
Bei den Fahrern gab es leider einen Schienbeinbruch zu beklagen – gute Besserung an Peter!
Ansonsten bleibt noch mein Dank an Gitta – für die hervorragende Verpflegung aus der Bordküche, an Kai für die Plamnung, an Urs fürs fahren des LKW und natürlich an alle meine Mitresienden für das tolle Erlebnis!
Durchgeführt wurde das ganze von MuzToo aus der Schweiz, die das Geschäft von Josi und Anneliese (Explo Tours) weiterführen.
Und – wars das nun?
Ich glaub nicht – die Karte zeigt noch reichlich weiße Flecken und Afrika ist groß 🙂 .
Auf Windhoeks internationalem Flughafen Hosea Kutako gehts zu Fuß zum Flugzeug – da ist ja auch nicht viel los.
Der Flieger ist nur schwach besetzt – vielleicht 1/3 der Plätze, so daß man in der Nacht Platz hat sich hinzufläzen. Dennoch keine erhohlsame Nacht, denn der Kaptain hat eine Schotterstrecke gewählt – ein unruhiger Flug. Und Schnarcher gabs auch. Also alles wie gewohnt 🙂 .
Das Navigationsbrikett hat ganz schön gelitten – Wüstensand führt auf dem Touchscreen zuverlässig zu tiefen Kratzern.
Zum Glück ist das nur eine Schutzfolie – sieht inzwischen schon wieder aus wie neu 🙂 !
Aber jetzt erstmal Schlaf nachholen – für alles weitere ist auch morgen noch Zeit!
Heute steht Stadtbesichtigung in Windhoek an. Los gehts an der Christuskirche: Die ist ganz schön klein und steht auf einem Kreisverkehr. Und Parkplätze gibts da auch, so daß ich den Polo da strategisch günstig abstellen kann.
Gleich daneben steht das Independence Memorial Museum. Das wurde von einer nordkoreanischen Baufirma errichtet und sieht auch so aus.
Nein – das ist nicht Kim Jong Un, sondern Dr. Sam Nujoma, der Gründungspräsident von Namibia.
Die Präsentation ist sehr heroisch…
…aber es ist angenehm klimatisiert und vom Restaurant aus in der obersten Etage aus hat man einen guten Überblick über die Stadt.
Im Hintergrund sieht man die Gebirgszüge, die das Windhoeker Becken rundrum umgegben, weshalb die Statentwicklung begrenzt ist und z.B. der internationale Flughafen sehr weit außerhalb liegt.
Es gibt dann noch den Tintenplast – das heutige Parlament mit den Parlamentsgärten
und die alte Feste, die jedoch momentan bis auf weiteres geschlossen ist – und in keinem guten Zustand.
Man findet im Stadtbild neben viel moderner Architektur auch immer wieder alte Gebäude.
Insgesamt ist Windhoek – zumindest an einem Sonntag – sehr beschaulich. Es ist auf den Straßen kaum Verkehr, und auch sonst nicht viel los.
Bin dann noch über ein Einkaufszentrum gestolpert – an der Auswahl, Präsentation und Qualität z.B. der Obst und Gemüseabteilung könnten sich deutsche Supermärkte mal ein Stück abschneiden.
Ebenso bei der Fleischabteilung – nur Käse, das haben`se in Namibia nicht drauf. Da gibts nur geringe Auswahl an abgepacktem Industriekäse in teils bunten Farben.
Habe jetzt grad die letzten 17,50 NAD am Flughafen in einen Tee investiert – und demnächst geht dann auch der Flieger. Morgen früh dann wieder im winterlichen Deutschland 🙁 .
Nachtrag von gestern Abend: Abschiedsessen gabs im `The Raft`, einem Restaurant das auf Stelzen in die Walfischbucht hinausgebaut ist und nur über eine Holzbrücke erreicht werden kann. Da gibts einen tolen Ausblick über den abendlichen Atlantik.
Von der Lager her sind die da natürlich auf Fischgerichte prädestiniert – ich hatte mich aber trotzdem für ein Filetsteak entschieden. Und wurde nicht enttäuscht – Fleisch können die da auch 🙂 . War jedenfalls ein gelungenes Reiseende für den `offiziellen` Teil.
Mein kleines nervöses Motorrad ist für seine Reise weggeschlossen – da muß ein Ersatz her. Da hatte ich von Deutschland aus ein Auto vorbestellt – es wurde dann ein fast nagelneuer Polo.
Fährt gut – und ist ein VW – alles ist da wo ich es erwarte und funktioniert so wie erwartet. Dennoch fühlt sich ein Rechtslenker erstmal völlig verkehrt an! Und den Spaßfaktor `GoKart`, wie ihn mein alter Polo noch hatte, hat man ihm abgewöhnt. Schade.
Es geht ins zentrale Hochland nach Windhoek – die Annahme, daß die Verbindungsstraße von Walvisbay – dem wichtigsten Seehafen Namibias – nach Windhoek – der Hauptstadt – asphaltiert sei, war ein Irrtum. Hat den Polo ordentlich eingestaubt – und auf tiefen Schotterpassagen kommt er genauso ins Schwimmen wie mein kleines Freischwimmer Motorrad.
Schluß ist heute in der Arebbush Travel Lodge, wo ich mir ein Bungalöwchen reserviert habe.
Bleiben noch Karte, Höhenprofil und Statistik für heute:
Heute geht es nur noch ein kurzes Stückchen bis Walvisbay zur Containerverladung.
Das Wetter paßt heute morgen zum Anlaß : Kalt (21°C) und diesig.
Umpacken…
…und mein kleine nervöse Motorrad mit der südafrikanischen Version von WD40 namens Q20 so gut es geht vor Korrosion auf seiner 6-wöchigen Schiffsreise schützen:
Und hopp!
Alles drin!
Heute Abend gibts noch ein gemeinsames Abschiedsessen – und dann geht morgen früh wieder jeder seiner Wege. Bzw. fliegt seiner Wege – wobei das bei einigen nicht klar ist, die bei South African Airlines genbucht haben – die sind grade mal pleite und haben diverse Flüge storniert. Betrifft mich aber nicht, da ich mit Namibian Airlines zurück komme (die allerdings auch seit längerem vor der Pleite stehen – es aber hoffentlich noch einige Tage machen).
War jedenfalls ’ne schöne Zeit!
Es geht heute erstmal auf dem schon von gestern bekannten Weg zurück nach Hentjesbay…
…und dann die Küstestraße lang nach Swakopmund.
Es kommt langsam aber sicher der Reiseende-Blues auf: Mein kleins dreckiges Motorrad wird schonmal in Vorbereitung auf die morgige Containerverladung in ein kleines sauberes Motorrad verwandelt…
…und dann heisst es ein letztes mal das Zelt aufzubauen für eine Nacht unter afrikanischem Sternhimmel.
Gleich nach Abfahrt stolpert mein kleines nervöses Motorrad über diesen antiken Peugeot – die haben keinen Sprit mehr. Mein kleines nervöses Motorrad hat 1,5l Reserve dabei – das sollte die Beiden bis zur Tankstelle in Uis bringen.
Mein klenes nervöses Motorrad möchte heute – wo sich die Tour langsam dem Ende nähert – nochmal ausgiebig fahren und hat sich daher heute einen Umweg über den Messum Krater vorgenommen – der Krater eines erloschenenn Vulkans mit ca. 25km Durchmesser.
Da wächst nichts mehr – bis auf die widerstandsfähige Welwitschia Pflanze – hier sogar mit Blütenständen.
An der Kratereinfahrt:
You are leaving the American Sector…
Im Krater – endlose, in verschiedenen Farbtönen schimmernde nahezu unerührte Landschaft!
Schau – der Atlantische Ozean!
Es sind eisige 23°C bei bedecktem Himmel und Wind. Laß und wo hin fahren, wo es wärmer ist!
Ich weiß gar nicht, wie ich mich wieder an den detschen Sommer – geschweige denn Winter – gewöhnen soll!
Es geht heute wieder an die Spitzkoppe – Fotos von dort kennt ihr schon, blättert halt mal etwas zurück. Das Campsite-Cafe fühlt sich, als wenn da eine Rockergruppe eingefallen ist 🙂 .
Apropos – wusstet ihr schon, daß KTM jetzt auch Vögel baut? Hier ein bisher unbekanter Erlkönig!
Bleiben noch Karte, Höhenprofil und Statistik für heute: