Zubehörhölle: Kettenöler

Kein Motorrad ist komplett ohne einige Farkles. Das gilt natürlich auch für die Tenere. Es ist an der Zeit, die hier in loser Folge vorzustellen.

Alle  meine Motorräder ölen sich ihre Kettte automatisch – und darauf will ich auch bei der Tenere nicht verzichten. Bisher habe ich einen manuellen und zwei Schwerkraft-Kettenöler mit Magnetventil im Betrieb. Das funktioniert ganz gut, man muß halt beim Übergang Sommer / Winter das Dosierventil anpassen, da die temperaturabhängige Viskosität bei den Schwerkraftölern zu unterschiedlichen Ölmengen führt.

Dagegen hilft ein Kettenöler mit Dosierpumpe. Und so einer soll es für die Tenere werden. Das teuerste Teil ist die Dosierpumpe – ich habe mich für eine Dell’Orto Type PLE entschieden, die im Hauptberuf bei Zweitakt-Rollern von Renault das Zweitaktöl dem Benzin beimischt. Die wird über elektrische Impulse angesteuert und pumpt bei jedem Impuls 6,6ul Öl.  Der Spaß kostet 42,63 EUR frei Haus – dazu kommen noch Öltank, Schläuche, Verbinder und Kleinmaterial für ca. 40,00 EUR.

Also los gehts: Der Öltank mit Ansaugröhrchen mit Sinterfilter (damit die Pumpe nicht verstopft), Füll- und Belüftungsröhrchen kommt aus dem Flugzeugmodellbau und faßt 150ml:

Öltank

Öltank und Pumpe kommen in die rechte Heckverkleidung – da nehmen sie keinen Platz weg und wenn man den Sitz abnimmt kann man unter dem Heckrahmen durchschauen um den Ölvorrat zu prüfen. Der Füllschlauch wird bis unter den Soziussitz verlegt und erhält einen Luer-Lock Anschluß für die Füllspritze.

in der Heckverkleidung

Schonmal vollgetankt!

vollgetankt

Den Dispenser baue ich diesesmal aus einer langen Kanüle, die auf einen Stück Messingblech festgelötet ist, das an der Kettenführung angeschraubt wird. Das Ende des Dispensers streicht dann leicht über das Kettenrad und gibt das Öl darauf ab.

Dispenser

Soweit zur Mechanik. Nun braucht das ganze noch eine Steuerung, mit dem ich einerseits zum Füllen des Systems und falls es wegen leerem Öltank mal Luft angesaugt hat schnell Öl reinpumpen kann – im Normalfall soll es aber nur wenige ml je Stunde Öl auftragen. Da wird dann so alle 15 min ein Puls zur Ansteuerung der Pumpe benötigt. Die Impulslänge ist für die Pumpe kritisch und ist vom Hersteller auf 160ms festgelegt – die Pumpe darf nicht durchgängig angesteuert werden, sie überhitzt sonst. Die Stromaufnahme während des Pumpimpulses beträgt ca. 750mA – erfordert also schon etwas Wums.

Schonmal die Teile bereitgelegt:

Teile

Für eine solche Steuerung braucht man einen astabilen Multivibrator, dessen Frequenz sich in weiten Bereichen einstellen läßt mit einem nachgeschalteten Monoflop, das die 160ms Impulsdauer erzeugt. Vor 20 Jahren hätte ich das aus zwei 555 Timer-IC gebaut. Aber Zeitkonstanten im 10-Minuten Bereich sind damit grenzwertig – und Test der Funktion nur in Echtzeit möglich und damit langwierig.

Und wer auf dem Bild oben genau hingeschaut hat, sieht da einen Arduino Nano in seiner Tüte. Ich schmeiße auf das Problem also Rechenpower, statt analoge Schaltungstechnik. Und auch wenn sich der Controller dabei langweilt – die chinesischen Nanos kosten keine 2,00 EUR und sind damit billiger als analoge Schaltungstechnik – und schneller aufgebaut und besser reproduzierbar ist es auch.

Elektronik

Insgesamt wird nicht viel benötigt. Neben dem fertig aufgebauten Arduino-Nano Steckmodul gibt es auf der rechten Seite noch das Poti zur Einstellung der Fördermenge und eine Zweifarb-LED (auf der anderen Seite der Platine montiert, damit sie dann aus dem Gehäuse heraus schauen). Oben rechts befindet sich eine Vorregelung der Versorgungsspannung auf 8,3V und Entstörung mit Hilfe eines LC-Filters um die 12V Versorgung ‘from Hell’ wie man sie in Fahrzeugen findet für den integrierten Spannungsregler des Arduino-Moduls verträglich zu machen. Oben links die Leistungsstufe zur Ansteuerung der Punpe. Da würde man heutzutage eigentlich einen Logic-Level MOSFET nehmen – sowas findet sich aber nicht in meiner Bastelkiste. Also hab ich eine traditionelle Darlington-Stufe aus zwei Bipolartransistoren gebaut.  So kommt der im letzten Jahrtausend irgendwo ausgeschlachtete und noch ‘Telefunken’ gestempelte BD179 Leistungstransistor zu späten Ehren.

Die Platine ist passend für ein kleines Bopla-Gehäuse…

im Gehäuse

…das dann unter der Sitzbank direkt auf der Batterie wohnt und von einem kleinen Pertinax-Stück in Position gehalten wird.

unter der Sitzbank

Und dann kommt der spannende Moment: Wird es funktionieren? Also maximale Förderleistung eingestellt und Zündung an. Man hört die Punpe im Sekundentakt leise klicken – und nach einer Weile schiebt sich das flüssige Gold langsam durch den Schlauch…

flüssiges Gold

…und landet auf dem Kettenrad.

auf dem Kettenrad

Das einzige was noch zu tun ist: Die richtige Fördermenge einstellen. Das geschieht dann auf den ersten Fahrten, wenn die Tenere raus darf.

Navigationsgeraffel und Kettenöler…

…für die Husky.

Ich habe die Zeit des schlechten Wetters die letzten Tage genutzt um die Husky auszurüsten. Da hatte ich ja erstmal nur den defekten Roadbookhalter abgebaut. Damit war das Cockpit dann doch sehr leer 🙂 .

Cockpit

Im Hohlraum des Navigationstowers befindet sich jetzt ein Kabelgrab – auch wenn es nicht so aussieht – besser geordnet als vorher.

Kabelgrab

Und so sieht es jetzt aus:

Cockpit

Ganz oben trohnt der Tripmaster (RNS Typ XL4 – mit Africa Twin Gravur 🙂 ) den Thomas schon besorgt hatte. Den Eigenbau-Tripmaster den ich am kleinen nervösen Motorrad hatte habe ich nicht umgezogen. Der von RNS baut kleiner – hat dafür aber kein GPS-Backup.

Darunter der Roadbookhalter von f2r den ich schon am kleinen nervösen Motorrad hatte. Der baut flacher als der den Thomas montiert hatte – und da bei dem die Motorhalterung gebrochen war kam der eh nicht in Frage. Da müßte man sich für die Motorhalterumng was anderes ausdenken, denn die ist fehlkonstruiert. Ein  dünnes Alu-Teil, daß zudem an drei Stellen für die Schrauben des Motors weiter geschwächt ist. Das konnte nicht dauerhaft halten.

Darunter links in dem orangen Rahmen der Schalter für die Griffheizung – ja – die ist jetzt auch montiert. Ist schließlich kein reines Schönwetterfahrzeug. Rechts daneben ein Voltmeter. Das wäre in meinem Eigenbau-Tripmaster integriert gewesen – so muß es ein chinesisches Spannungsdisplay tun.

Darunter der originale KTM Tacho und auch die 4 Kontrolleuchten darunter sind original. Fast nicht sichtbar zwischen dem gelben ABS Leuchttaster und der roten Öldruckleuchte ist ein Kippschalter, mit dem das ganze Navigationsgeraffel ein- und ausgeschaltet werden kann.

Im Bild nicht sichtbar auf der linken Seite des Navigationsturms eine Bordspannungssteckdose nach ISO 4165. Links am Lenker wie gehabt das Navigationsgerät – hier gezeigt im Kompassmodus – schließlich zeigt das Roadbook auch grade Kompasskurse 🙂 .

Am linken Lenkerende das Bedienteil für den Roadbookhalter und den Tripmaster. Da habe ich die Eigenbauversion vom kleinen nervösen Motorrad übernommen, die sich dort bereits bewährt hat. Mußte nur etwas entsandet werden.

Dann gabe es noch einen Kettenöler. Diesesmal probiere ich mal was anderes aus – eine völlig manuelle Version. So siehts erstmal aus:

Kettenöler

Der Vorratsbehälter ist ein zweckentfremdeter Modellflug-Kraftstofftank, der noch hinter den Scheinwerfern Platz findet.  Einziges “aktives” Teil ist die Primerpumpe an der linken Seite des Navigationstowers. Das ist eine ganz primitive Pumpe, die eigentlich dazu dient bei Motorsägen und anderem Handmaschinen vor dem Start etwas Benzin in den Vergaser zu pumpen. Dazu drückt man einfach die klare Plastikkuppel rein. Hier fördert man dadurch einige Milliliter Öl, die dann durch eine Messingröhrchen auf das Ritzel getröpfelt werden:

Kettenöler

Damit müßte man dann bei langsamer Fahrt die Kette mit Öl versorgen können, ohne sich die Finger schmutzig zu machden. Die Primerpumpe verhindert, daß Öl unkontrolliert nach dem Saugheberprinzip nachläuft – schließlich endet sie normal im Vergaser und der dort herrschende Unterdruck darf nicht unkontrolliert Benzin ansaugen können. Wie sich das bewährt wird dann die Zukunft zeigen…