Es hat die ganze Nacht durch geregnet – aber man muß ja irgendwann morgens mal raus aus dem Zelt und aufs Klo. Das sind dann so die Momente, wo ich mich frage ob die Isomatte im Saal nicht besser gewesen wäre.
Es tropft beständig aus tief hängenden Wolken.
Regen
Also erstmal polnisches Frühstück fassen: Brot mit Käse und Wurst – und natürlich darf ein Becher heiße Zur (polnische Sauermehlsuppe) nicht fehlen.
Frühstück
Ich hab dann doch noch rausbekommen, warum das Telefon keine Internetverbindung aufbaut (Daten Roaming war noch abgeschaltet), aber die dann abrufbaren Wetterinformationen heben die Stimmung nicht grade. Es sind bis 1600h ergiebige Regenfälle angesagt. Und schlimmer noch – die nächsten 5 Tage soll es so bleiben!
Eigentlich hatte ich geplant noch fünf Tage in der Gegend zu bleiben, das Riesengebirge zu erkunden und dann rüber nach Bayern zum Gurkentreffen zu fahren. Das macht aber mit frischem Schnee und Dauerregen keinen Sinn.
Also schweren Herzens dem Navigationsbrikett die Anweisung ‚Nach Hause‘, ’schnellste Strecke‘ und ‚alle Straßen erlaubt‘ gegeben und dann konnte die Sertao II mal zeigen, daß sie auch rennen kann.
Ab Berlin hörte dann der Regen auf und zu Hause schien dann die Sonne, als sei nichts gewesen…
Heute stehen verschiedene Aktionen auf dem Programm und ich entscheide mich für die von Jana und Bartek ausgearbeitete Soft and Light Enduro Tour. Das scheint mir in Anbetracht der Niederschläge der letzten Tage und den weitgehend abgefahrenen Reisfen der Sertao II als die interessanteste Tour.
Da war ich nicht der einzige der so dachte, denn der Andrang ist groß. Es gibt dann zwei große Gruppen…
Gruppe 1
…was fürs Fahren im Gelände nicht ideal ist. Die Sertao hält den letzten Platz in der ersten Gruppe – denn sie hat den Track für heute auf dem Navigationsbrikett und kann den auch anwenden. Falls die Gruppe auseinanderreißt kann sie die versprengten dann wieder auf den richtigen Weg führen – das sollte dann auch einmal notwendig werden.
Es ist erstaunlich: Obwohl die Tracks vorher verteilt wurden hat die fast keiner installiert und kann mit Tracknavigation umgehen…
Es dauert nicht lang und die erste AT begibt sich auf Abwege,
Abwege
der Matsch auf den Feld- und Waldwegen ist glischig und bei nur etwas zuviel Gas geht das Hinterrad weg. So gibt es immer mal wieder Staus, was dem Spaß aber keinen Abbruch tut 🙂 .
StauÜber Feldwege
Im Riesengebirge gab es frischen Schnee…
Schnee im Riesengebirge
…und bei uns über den Tag hinweg immer mal kleine Schauer.
Aber was solls – die Sertao II hat sich ordentlich eingesaut – sonst darf das ja nur das kleine nervöse Motorrad 🙂
ordentlich eingesaut
Jedenfalls hats Spaß gemacht – und bei Rückkehr war alles vorbereitet für hungrige Fahrer 🙂 – die gesamte Verpflegung ist übrigens im Preis enthalten und die ist keinesfalls knapp bemessen.
Totes Tier
Zum Abendprogramm berichtet dann White Wolf über seine Winter-Nordkaptour und ElspethBeard – wohl die erste Motorrad-Weltreisende – über Ihre Tour, bevor der Abend wieder mit Live-Musik endet.
Nach einer ruhigen Nacht auf dem Heide-Camp Schlaitz fängt es grad an zu regnen, als ich aus dem Waschhaus komme. Also schnell zusammen packen und weiter Richtung Osten. Es gelingt mir, den Regen abzuhängen, aber sobald ich anhalte, holt er mich wieder ein. So beim Warten auf die Elbfähre Pretzsch…
Elbfähre Pretzsch
…und beim Mittagssnak in Bad Muskau, wo ich auch die Grenze zu Polen quere. Einen letzten Wolkenbruch gibts auf einem Supermarkt-Paktplatz, wo ich mich mit polnischem Geld eindecke.
Ansonsten gehts auf kleinsten Straßen durch polnische Dörfer und als am Nachmittag das Ziel erreicht ist, kommt die Sonne raus. Die Stiefel sind dennoch geflutet und die nächsten Tage auch nicht wieder trocken zu bekommen.
Burg Grodziek – Grödlitzburg
Noch ist Platz im Burghof und das Zelt trocknet in der Nachmittagssonne…
Nachmittagssonne
…als White Wolf (bei Facebook: https://de-de.facebook.com/sniegiempooczach/) auf seinem Wintermotorrad mit Skiern vorbeikommt – der wird am nächsten Tag von seiner Nordkaptour im Winter berichten:
White Wolf
Zeit für eine kurze Schloßbesichtigung: Schlafsaal im ehemaligen Wohnbereich:
Burg Wohnbereich
Da hätte ich einen Platz für meine Isomatte buchen können statt im Burghof ein Zelt aufzustellen. Und wer früh genug da ist, kann sich auch ein Himmelbett sichern 🙂 . Wäre es in Deutschalnd vorstellbar, daß eine alte Burg für ein Motorradtreffen genutzt werden kann – und daß dann noch alles offen ist und besichtigt werden kann und man in den Ausstellungsräumen übernachten darf?
Der Andrang wird größer
Andrang
und der Burghof hat sich inzwischen gut gefüllt.
Burghof
Es wird Abend…
Abend
…und das Programm beginnt mit einer Videodokumentation der vorletzten Reise des Namensgebers des Meetings durch Afgahnistan.
Heute geht es erstmal zwei Runden durch den Thüringer Wald – nein, da habe ich mich nicht verfahren, das soll so sein!
Ich bin dabei immer wieder Abschnitte auf der Naturpark Route Thüringer Wald gefahren, die sich erstaunlich schön fahren läßt – und immer wieder Sehenswürdigkeiten streift.
Das kann mal ein Aussichtspunkt sein…
Aussichtspunkt
…oder mal ein Bergwerk: Hier das Besucherbergwerk Schwarze Crux, wo bereits die Kelten Hämatit abgebaut haben, da sie das eisenreichere (ca. 70% Anteil) Magnetit, das dort in größerer Menge und dicht unter der Erdoberfläche vorkommt noch nicht einschmelzen konnten.
So siehts da aus – alles schwarz
Besucherbergwerk Schwarze Crux
und war bis vor ca. 100 Jahren in Betrieb.
Denen hier machen die heutigen hochsommerlichen Temperaturen nichts aus
aber mit der dicken Jacke ist dann mal eine Abkühlung nötig.
Abkühlung
Direkt daneben gibts das Bunkermuseum, die ehenalige Nachrichten und Befehlsbunkeranlage des MfS, Ausweichführungsstelle der Bezirkseinsatzleiung Suhl. Das ganze ist wieder fast originalgetreu eingerichtet – auch wenn der Museumsführer bedauert, daß es ihnen nicht gelungen ist, das Lebensmittellager wieder mit original-Konserven für 21 Tage aufzufüllen.
Nachrichten und Befehlsbunkeranlage des MfSNachrichten und Befehlsbunkeranlage des MfSNachrichten und Befehlsbunkeranlage des MfSNachrichten und Befehlsbunkeranlage des MfS
Da hätte man im Ernstfall 21 Tage länger überleben können…
Aber wieder ans Licht – es geht weiter nach Hessen rein
nach Hessen
bis in den Knüllwald.
Zur Feier des Tages endet die Tour heute im bekannt guten Hotel Sonneck zum Wellnesabend 🙂 .
Heute steht eine lang Transferetappe mit fast 500km auf dem Programm. Erstmal einen langen Bogen durch Tschechien – da ist das Benzin billiger 🙂 . Dafür waren die Straßen in den Dörfern oft recht holprig.
Und was steht da in vielen Dörfern am Straßenrand? Lautsprecher!
Lautsprecher
Naja – die kann man ja noch als sozialistisches Propagandainstrument abtuen – alte Lautsprecher an Freileitungen – bestimmt nicht mehr funktionsfähig. Gibts aber auch in neu
Lautsprecher
und mit Funkanbindung (die weiße Kiste hat eine Antenne drauf).
Vermutlich sind die Tschechen alle unbemerkt zum Islam konvertiert und darüber ruft der Muezzin – oder?
Ansonsten gehts durch den Schwarzwald durchs tschechiche Erzgebirge
Erzgebirge
bis dann an Straßenrand ein verfallener Markt Alkohol Zigaretten Stand kommt. Da bin ich wohl in Grenznähe – kaum zuende gedacht, steh ich auch schon in Klingnthal auf der Grenzstraße – wie passend.
Es geht durchs Vogtland, unter der Elstertalbrücke durch (Baubeginn 1938, fertiggestellt 1992)
Heute ist noch ein Tag Erkundung der Landshaft um Lwówek Śląski angesagt. Glücklicherweise liegen mir ja die Tourdaten der letztjährigen IZI-Meetings vor, so daß ich mir für heute Gonziks` Twisty Mountain Roads ausgesucht habe. Es ist immer empfehlenswert sich da auf die Kenntnisse der Einheimischen zu verlassen – die kennen die schönsten Strecken.
Es geht durch erwachende Alleen
Allee
über weiche Landschaften
weiche Landschaft
zu eine überdimensionierten Gipfelkreuz
Gipfelkreuz
Naja – vielleicht auch eines der dort häufig anzutreffenden Glaubensbekenntnisse…
Schützt vermutlich auch vor dem Teufelsstein
Teufelsstein
Zum Ende der Runde hatte sich dann über Lwówek Śląski eine Gewitterzelle zusammen gebraut. Die wollte ich mir nach dem schönen Sommerwetter heute ncht gleich antun. Was liegt denn in der entgegengesetzten Richtung? Aha – ein Wegpunkt Bunker – wie kommt man da hin? Oh – auf der Stormi Hard Enduro Tour. Das ist vielleicht nicht ganz das Richtige heute zum Tagesabschluß. Aber da gibts eine Straße in der Nähe – notfalls halt einen Kilometer wandern. War dann aber doch zimlich einfach erreichbar…
Heute gehts eigentlich gar nicht weit – dennoch liegt ein großer Umweg auf der Strecke. Es geht zum Motoklub Pekelene Doly, die Ihren Sitz in einer Höhle im tschechischen Sandsteingebirge haben. Das hätte man auch gut auf der Rückfahrt nach Hannover einbauen können – aber unter der Woche ist nicht geöffnet.
Schwupps ist das Zelt verpackt und die Sertao will los
die Sertao will los
nich ohne daß sich noch der Trasnporter mit meinen beiden Mitfahrern von gestern dranhängt. Denn die wollen da auch hin – haben aber als einzige Orientierug einen Google-Maps Ausdruck der Strecke. Und ich sag noch: Bin mir nicht sicher, ob das was ich fahre eine geeignete Strecke für ein Auto ist – die Streckenplaung erfolgte mit den Optionen `extra Kurvig` und ohne Ausschluß kleinster Straßen.
kleinste Straße
Das hatte sich dann auch bald erledigt – der Transporter hatte doch keine ausreichende Federung. Die versuchen es so zu finden…
Es geht auf tschechischer Seite durch im Frühling erwachende Buchenwälder
Buchenwälder
vorbei an Straßenheiligtümern – vielleicht nutzts ja was 🙂
Straßenheiligtümer
bis ins Sandsteingebirge, das früher als Schleifmittel für die örtliche Glasindustrie abgebaut wurde. Die Höhlen sind also keines natürlichen Ursprungs – und wie es sich für einen Motorradclub gehört, ist deren Höhle natürlich befahrbar
Höhle befahrbar
Ist jedenfalls gut besucht, wenn auch im inneren ungemütlich kalt – das ganze Jahr über herrschen dort 12°C.
gut besucht
Auf der Weiterfahrt noch ein Abstecher auf die Osterinsel
Osterinsel
und dann ist am frühen Abend Lwowek Slaski – begleitet von einem Wolkenbruch – erreicht. Und als wenn ich das geahnt hätte – hatte ich dort ein Hotel vorgebucht. Jetzt wo ich das schreibe hängt alles zum Trocknen – und die Sonne schaut wieder zwischen den Wolken durch.
Ich bin ja hier auf dem IZI-Meeting, das von Freitag Nachmittag bis Sonntag früh dauert.
Aber was ist das eigentlich?
Ein Treffen von Motorradreisenden, das jährlich zum Andenken an IZI von seinen Freunden organisiert wird und inzwischen eine ansehnliche Größe erreicht hat – was sicher auch an der einmaligen Lokation und der entspannten Stimmung liegt.
Für 220 PLN (ca. 50 EUR) gibts jedenfalls zweimal Abendessen (all you can eat vom Grill), zweimal Frühstück, zweimal Livemusik, Vorträge, Touren und jedemenge interessante Leute. Dieses Jahr ca. 250 Teilnehmer, die Hälfte aus Polen, ca. ein Drittel aus Deutschand und der Rest aus allen möglichen anderen europäischen Ländern.
Entsprechend voll ist der Parkplatz auf dem Burgarten
Parkplatz
und auch die Campingfläche ist dicht belegt – das sind jeweils nur Ausschnitte…
Campingfläche
Beim Blick morgens aus dem Zelt nieselt es leicht,
Blick aus dem Zelt
kann ja nicht immer so klasse Wetter sein wie die letzten Tage.
Es werden heute über den Tag verschiedene Touren angeboten – und ich entscheide mich für `Follow Jagna`. Die letzten Jahre hieß das wohl `Jagnas light and soft offroad tour` – und mit der Serao und nur mit Reiseausrüstung will ich mir keine Hardenduro-Ruden antun.
Das läuft diesesmal anders als in den Vorjahren, wo alle einem Guide folgen. Das ist bei großen Gruppen immer schwierig. Daher gibts dieses Jahr Kleingruppen, die nach GPS-Track fahern – und zusätzlich gibts noch `ne Fragenliste deren Lösungen man unterwegs einsammeln kann.
Bei der Trackausgabe werde ich dann schnell zum Navigator einer Gruppe, da mein Navi GPX-Dateien frißt – und ich mit den Gerät dazu noch umgehen kann 🙂
Die letzten Tage hatte es wohl ordentlich geregnet – es ist jedenfalls naß und glitschig
naß und glitschig
so dass sich nach 500m meine Gruppe entscheidet, dass das zu schwierig ist und sie lieber aus Asphalt weiter fahren.
Aber macht ja nichts, sind ja genug unterwegs, denen ich mich anschließen kann
naß und glitschig
Aber auch da gibt es immer wieder Auflösungserscheinungen, bis sich dann so nach 50km drei unerschrockene mit vergleichbarem Fahrstil zusammengefunden haben.
Es geht dann in dieser Konstallation den Rest der Strecke weiter.
Hoppla – was war denn das?
Hoppla
Tja – da kann man entweder in einer Spurrille auf dem Glitsch fahren – oder dazwischen auf dem Gras. Dumm nur, wenn dann das Hinterrad in die Spurrille abrutscht – dann dreht sich die Fuhre ruckzuck!
Aber ist ja kein Problem – wieder hinstellen und weiter
und weiter
Der Heidenau K60 Scout Reifen auf der Sertao ist für diesen Schlamm ganz klar nicht erste Wahl.
Jedenfalls hat die Sertao die Chance ergriffen sich mal wieder richtig einzusauen – dieses Privileg hat ja letztens meist nur das kleine nervöse Motorrad 🙂
vershlammt
Das Wetter klarte übrigens ab dem Mittag auf und bei Rückkehr auf der Burg war wieder eitel Sonnenschein.
Und der Grill war auch schon im Gange
Grill
Es gab dann noch `nen Vortag zu den Hintrgründen einer Rallye Dakar Teilnahme bevor der Abend wieder mit Live-Musik endet.
Heute geht es bis zur Burg Grodziec – aber der Reihe nach!
Natürlich gehts im Spreewald los – und schon bald liegt der Freesdorfer Borchelt am Wegesrand – da ist ein alter slawischer Burgwall. Heute nichts mehr als ein ringförmiger, mit Gras bewachsener Hügel in der Landshaft. Gibt fotografisch nichts her, daher gleich weiter zum Kranich-Beobachtungsturm. Die Kraniche waren grad nicht da :-), aber ich konnte ein Motorrad beobachten
Motorrad
und auch einige Kühe, wie sie Trampelpfade in den Boden treten.
Kühe
Es geht weiter durch die Lausitz, wo man sich nach Kräften bemüht eine ansehnliche Mondlandschaft zu erzeugen (Tagebau Nochten)
In Bad Muskau geht es dann nach Polen rüber und langsam kommt dann das Tagesziel in Sicht: Burg Grodziec (Grödlitzburg):
Burg Grodziec
Schnell einen Platz fürs Zelt im Burggarten sichern – die Sertao paßt drauf auf 🙂
gut aufpassen 🙂
Und dann auf Erkudungstour: Eine zwar nicht mehr vollständig, aber noch zu etwa 50% erhaltene Burganlage
Burg Grodziec
Hinter dem Eingangstor begrüßt einen der Burgherr
Burgherr
eh es in die Sääle geht – ich hätte mich auch hier im Schlafsaal einquartieren können
Schlafsaal
Ein Blick in den Burghof
Burghof
Alles ist frei zugänglich – in Deutschland wäre da vieles abgesperrt – sowas wie schmale Wendeltreppen mit mal grade 1,5m Dekenhöhe – oder hier der Wehrgang oben in der Außenmauer
Wehrgang
Auch an Sanitäranlagen hatte man damals schon gedacht – ein Plumsklo im wahrsten Sinne des Wortes!
Sanitäranlage
Es füllt sich zusehends und bald heißt es dann ´all you can eat´ vom Grill und anschließnd dann noch Musik