…hatte ich an dieser Stelle eine Prognose abgegeben: Die Corona-Pandemie bedeute zwei verlorene Jahre.
Nun kann man streiten, ob das letzte Jahr wirklich verloren war – schließlich kann ich ohne Ende hier in meinem Laden arbeiten und es hat die Chance auf eine einmalige Island-Tour eröffnet. Insofern hat es mich kaum getroffen.
Aber das Gefühl ist nicht gut – alles dreht sich nur um Corona und es prasseln ständig negative Nachrichten auf einen nieder. Insofern war das letzte Jahr vielleicht objektiv nicht verloren – aber gefühlt auf jeden Fall. Dazu kommt, daß die mangelnde Abwechslung an den Nerven zehrt. Alle Treffen mit Freunden sind ausgefallen, der regelmäßige AT-Stammtisch sowieso und alle Wochenendveranstaltungen wie XT-Treffen, IZI-Meeting, Gurkentreffen, Roadbook-Touren, Travel Event, Enduro Cross Camp etc. Die Wochenenden nur mit Tagesausflügen zu füllen ist nicht einfach – und inzwischen kenne ich so gut wie jede Milchkanne in Tagesreichweite.
Und wie geht es weiter? Die Impfungen scheinen erstmal zu funktionieren, insofern gibt es einen Silberstreif am Horizont und wenn nichts dazwischenkommt sieht es so aus, als wenn man die Pandemie in der 1. Welt bis zum Jahresende in den Griff bekommen könnte – was nicht gleichbedeutend mit ‘Normalität’ im Sinne des Vor-Corona Status ist und für andere Weltgegenden erstmal überhaupt nicht gilt – insbesondere Afrika wird da wider hinten anstehen. Aber jedem ist das Hemd näher als die Hose…da nehme ich mich gar nicht aus.
Ich halte an meiner Prognose der zwei verlorenen Jahre fest.
Und wie sieht die kurzfristige Entwicklung aus? Alle reden von ‘Öffnungen’ obwohl die Impfgkampagne nicht vorankommt und sich die mutierten Varianten ausbreiten.
Da lohnt mal wieder ein Blick auf die Grafiken von D. Kriesel (Klicken zum Vergrößern):
Man sieht (an der dicken schwarzen Linie in der obersten Grafik), daß nach dem Abflauen der ersten Welle Anfang Mai 2020 ab der Mitte des Juli eine Trendwende einsetzte und die Fallzahlen wieder wuchsen. Nach dem exponentiellen Wachstumsgesetz ist das erstmal langsam und wirkt sich auf die aktuten Fallzahlen nur wenig aus. Aber wie zu erwarten gingen wir dann Mitte Oktober durch die Decke in die zweite Welle, gegen die die erste wie ein Fliegenschiß wirkt. Und das war spätestens Mitte August aus den Zahlen erkennbar. Es nutzt bei exponentiellen Wachstumsfunktionen nichts, erst zu handeln wenn man im steilen Wachstumsbereich ist. Man muß vorher verhindern, daß man da überhaupt hinkommt.
Und jetzt: Man kann deutlich die Trendwende Mitte Februar erkennen – seitdem wachsen die Zahlen wieder. Da wir von einem höheren Level als im Sommer ausgehen, erwarte ich die dritte Welle im April / Mai.
Dieser Sommer wird jedenfalls für Normalsterbliche die keine Chance auf eine Impfung haben nicht anders als der letzte.
P.S.: Ich hatte diesen Artikel vor 2 Wochen geschrieben zur Veröffentlichung pünktlich um Jahrestag. Nun sind wir zwei Wochen weiter – und auf der aktualisierten Grafik sollte jetzt auch der blindeste erkennen, daß wir am Anfang der 3. Wellle stehenm (nicht daß wir zwischendurch überhaupt mal eine akzeptable Neuinfektionszahl erreicht hätten…).
Mit der aktuellen Reproduktionszahl sind wir Ostern wieder da, wo wir Weihnachten waren.