Was ist denn nun die offizielle Strategie…

…in Deutschland zur Bekämpfung der Corona-Pandemie?

Zu Anfang war die Sache klar. Da hieß die Devise `Flatten the Curve` um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden. Man kann feststellen daß das gut geklappt hat. Es kam nicht wie in manchen Nachbarländern zu apokalyptischen Szenen in Krankenhäusern und auch die Mortalitätsrate ist erstaunlich gering. Da hatte man sicher auch Glück, daß  die erste Generation der infizierten vielfach junge und ansonsten gesunde Skifahrer waren die sich in Ischgl angesteckt haben.

Aber die Phase ist vorbei – wie liegen seit einiger Zeit bei unter 1500 täglichen Neuinfektionen – mit den üblichen Schwankungen. Da kann von einer Überlastung der Krankenhäuser keine Rede mehr sein.

Und wie geht es nun weiter?

Ich hatte hier in der Vergangenheit verschiedene Möglichkeiten (auch in deutsch) diskutiert. Und es gibt noch eine weitere, auf die ich wegen offensichtlicher Unsinnigkeit nicht gekommen bin: Ignorieren, wie es z.B. der brasilianische Präsident versucht – und anfangs auch der amerikanische, bis er von der Realität eingeholt wurde.

Zur Erinnerung: Von selbst weggehen wird das nicht wieder – und mit einem allgemein verfügbaren Impfstoff rechen ich – wenn überhaupt – frühstens Ende 2021. Wir müssen uns also bis dahin irgendwie rüberretten und haben dafür aus meiner Sicht nur die Wahl zwischen zwei schlechten Möglichkeiten:

1. Herdenimmunität aufbauen. Nachteil: Dauert lange wenn man die Krankenhäuser nicht überlasten will und wird selbst dann eine hohe Zahl an Todesopfern fordern. Wenn man diese Strategie verfolgte, bräuchten wir dafür konstant so viele tägliche Neuinfektionen, daß es die Krankenhäuser gerade nicht überlastet. Also deutlich mehr als jetzt. Das ist also wohl (glücklicherweise) nicht die offizielle Regierungsstrategie.

2. Die als `The Hammer and the Dance` bekannt gewordene Strategie die Anzahl der täglichen Neuinfektionen zuerst soweit zu drücken, daß eine Rückverfolgung jedes einzelnen neuen Infektionsfalls incl. Quarantänisierung der Kontaktpersonen wieder möglich ist. Dann könnte man weitgehend zum normalen Leben zurückkehren (vielleich  mal abgesehen von Großveranstaltungen). Daß diese Strategie funktioniert zeigen Länder wie Taiwan, Süd-Korea und China. Dafür müßten wir aber die Zahl der Neuinfektionen weiter drücken – ich sage mal auf ca. 100 täglich. Das geschieht offensichtlich nicht  – im Gegenteil – man läuft durch die eingeleiteten Öffungen von Läden und Schulen Gefahr wachsender Neuinfektionsfälle. Diese Strategie wird also von Regierungsseite offenbar auch nicht verfolgt.

Aber welche Strategie ist dann? Kenn jemand offizielle Ansagen dazu? Oder gibt es vielleicht gar keine Strategie und die Devise lautet einfach `wir wurschteln uns irgendwie durch bis es irgendwann hoffentlich einen Impfstoff gibt`?

Das will ich nicht glauben. Denn dann würde der Status Quo auf unbestimmte Zeit fortbestehen müssen.

Jetzt bin ich…

…für alle Fälle gewappnet, falls sie auch in Niedersachsen eine Maskenpflicht einführen sollten für die Maskenpflicht in Niedersachsen:

Mundschutz und Filter

Da es hier ja keine Masken irgendeiner Art zu kaufen gibt, hatte ich vor gut drei Wochen mal eine Packung von den einfachen und billigen OP Masken direkt in China bestellt. Und die sind nun schon angekommen! Die helfen dem Träger zwar nichts gegen den Coronavirus (vielleicht anderen gegen Tröpfcheninfektion), aber scheinen ja nun ein unentbehrliches Acessoire zu werden. Ich halte das zwar eher für Beschäftigungstherapie und potentiell schädlich falls man die Einwegmasken in Ermangelung von genug Nachschub mehrfach verwendet: Feucht-warmes Gewebe ist sicher ein idealer Nährboden für Bakterien aller Art – und das auch noch direkt vor Mund und Nase. Nicht umsonst haben bessere Masken der FFP2 / FFP3 Klasse ein Ausatemventil um zu verhindern, daß das Filtergewebe durchfeuchtet wird. Und sind so geformt, daß sie nicht direkt auf Mund und Nase aufliegen.

Und wo ich grad dabei war gibts noch einen neuen Filter für die Lackiermaske. Den gibts nämlich noch problemlos zu kaufen. Der wirkt gegen organische Lösemittel wie sie beim Lackieren frei werden – und gegen Partikel mit 99,98% Abscheidegrad entsprechend der Klasse P3 und damit auch gegen Bakterien und Viren aller Art. Könnte aber im Supermarkt Endzeitstimmung verbreiten 🙂 .

Lackiermaske

Zur Klarstellung: Ich halte den Einsatz von AtemSCHUTZmasken zur Bekämpfung der Corona-Pandemie an bestimmten Orten (ÖPNV und von mir aus auch Läden und überall wo es größere Personenansammlungen gibt) für durchaus sinnvoll. Das ist aber momentan in Ermangelung geeigneter SCHUTZmasken nicht möglich. Der ‘Mund Nase Schutz’ trägt das Wort SCHUTZ im Namen zu Unrecht.

Man vertraut darauf, daß der Tröpfchen mit Viren beim Niesen / Husten / Sprechen zurückhalten. Das ist sicher besser als nichts – aber mit gleichem Aufwand könnte man bei Verfügbarkeit geeigneter SCHUTZmasken einen viel größeren Effekt erzielen. Und selbst wenn die Tröpfchen zurückgehalten werden, so kommen die Viren beim Husten doch durch – siehe z.B. das Ärzteblatt oder gleich die Originalquelle.

Also wären mindstens einfache FFP2 Masken für alle nötig (und zwar mindestens eine täglich – das sind aus hygenischen Gründen Einwegprodukte)!

Ich erinnere mich noch, als es ganz zu Anfang hieß, man sollte doch bitte die FFP3 Masken (>99,95% Abscheidegrad) für das medizinische Personal lassen. Davon ist heute keine Rede mehr – man ist schon froh, wenn man dafür FFP2 (>95% Abscheidegrad) organisieren kann. Und wie die erschreckend hohe Anzahl infizierten medizinischen Personals zeigt, ist das nicht ausreichend.

Wobei ich das nicht nur am Unterschied FFP2 / FFP3 fest machen würde. Beide haben das Problem, daß es schwierig ist die dicht anliegend zu tragen, so daß die Luft nicht dran vorbei geht. Und es ist bei diesen Masken bauartbedingt unmöglich zu prüfen, ob sie tatsächlich dicht anliegen. Wer schonmal mit so einer Maske einen warmen Tag in staubiger Athmosphäre gearbeitet hat kann abends an den Schmutzspuren im Gesicht sehen, wo die Luft überall dran vorbeeigegangen ist.

Einen Dichtigkeitstest kann man nur mit so einer Gummimaske machen (einmal mit der flachen Hand den Filter zu halten und sich wundern, wie schnell ein Erstickungsgefühl aufkommt). Statt einer Vollmaske wie meine Lackiermaske kann das auch eine Halbmaske mit weniger ausladendem Filter sein – das verbreitet dann nicht ganz soviel Endzeitstimmung 🙂 .

Aber nicht daß jetzt jemand auf die Idee kommt eine Halbmaske kaufen zu wollen: Alles ausverkauft, ebenso die zugehörigen Filter. Neuer Liefertermin unbekannt.

Ich hasse es …

…Recht zu haben. Ich hatte am 14. März für Spanien und Deutschland zum Monatsende jeweils 100.000 COVID-19 Fälle vorhergesagt. Und das ohne irgendwelche komplizierten Simulationen – sondern einfach aus einer Analogiebetrachtung der zu diesem Zeitpunkt bekannten Entwicklung in China.

Alle Zahlen und Diagramme im folgenden vom Worldometer von heute. Die Zahlen für Deutschland sind vom 1. April, 14:03h. Das dürften also so ungefähr die Zahlen für Ende März sein, es dauert ja immer etwas bis das in der Statistik ankommt.

Aber wie ist denn nun der Stand:

1. April 2020, 14:03h

Interessant ist auch die vorletzte Spalte, in der die Anzahl der Fälle auf die Bevölkerungszahl bezogen wird.  Während man aus der ersten Spalte schließen könnte, daß wir es ungefähr so gut oder schlecht im Griff haben wie China, sieht man an der vorletzten Spalte daß wir mindestens eine Größenordnung schlechter sind. Und in China ist es inzwischen ziemlich unter Kontrolle – wir sind noch mitten drin!

Aber – Du hattest doch gar nicht recht! Da fehlen doch noch 25.000. Stimmt – wenn man das auf einer linearen Skale ansieht:

Lineare Skale

Aber wir haben es hier mit einer Exponentialfunktion zu tun. Sowas kommt in der (Elektro)technik häufiger vor, und es hat sich bewährt, solche Funktionen auf einer halblogarithmischen Skale darzustellen: Die y-Achse ist nicht in der Folge 1-2-3-4 usw. geteilt, sondern 1-10-100-1000 usw.

Halblogarithmische Skale

Diese Art der Skalierung wandelt die Darstellung der Exponentialfunktion in eine Gerade, die sich einfacher auswerten läßt. Im Nebeneffekt sieht es auch so aus, als wenn wir  nur noch um Haaresbreite von den 100.000 entfernt sind – und das trifft die Realität besser.

Und warum zeige ich Euch das? Weil die Grafik etwas Hoffnung macht! Ich habe in der obigen Grafik den Verlauf mal in zwei Abschnitten durch Geraden angenähert:

Halblogarithmische Skale

Die rote Gerade zeigt, daß wir vom 5. März bis 20. März ein praktisch konstantes exponentielles Wachstum hatten. Am 20. März macht die Kurve einen Knick und kann seitdem mit der flacher verlaufenden grünen Gerade angenähert werden. Wir sind zwar immer noch im Bereich exponentiellen Wachstums – konnten das aber verlangsamen. Leider reicht das als Ziel nicht aus – die Kurve muß möglichst schnell soweit gedreht werden, daß sie waagerecht verläuft.

Wenn man das erreicht hat und die Fallzahl einige Zeit konstant geblieben ist kann man zum nächsten Schritt übergehen. Das würde ich für Deutschland gegen Ende April erwarten. Dazu brauche ich glücklicherweise nichts zu schreiben, denn das findet sich ab Kapitel 4 im Artilel von Tomas Pueyo:  The Hammer and the Dance, auch in deutscher Übersetzung.

Coronavirus SARS-CoV-2, COVID-19: Zwei verlorene Jahre (?)

Die COVID-19 Pandemie ist in aller Munde. Es sind bis vor kurzem unvorstellbare Maßnahmen dagegen angeordnet. Wir sind momentan noch in der Phase des exponentiellen Wachstums der Fälle – jeder Infizierte steckt 2-3 Gesunde an, die dann jeder wiederum 2-3 neue Infizierte hervorrufen und so weiter. So funktioniert das exponentielle Wachstum. Wie in der Legende vom Reis auf dem Schachbrett.

Es ist also klar, daß man dagegen was tun muß. Und wir werden Ende nächster Woche sehen, daß der Anstieg der Neuinfektionen langsamer wird. Daß das so lange dauert, liegt an der Inkubationszeit von ca. 14 Tagen – alles was man macht, wirkt erst rund 14 Tage später. Das macht die ganze Sache nicht einfacher.

Wenn man soweit ist, daß jeder Infizierte nur noch einen Gesunden ansteckt bleibt die Zahl der Infizierten konstant, und wenn man die Rate unter 1 bekommt, so wird die Anzahl sinken.

Ich finde es auffallend, daß immer nur die Rede von vorübergehenden Maßnahmen ist, mal zwei Wochen, mal bis nach Ostern. Aber was kommt danach? Und da sehe ich keine guten Nachrichten.

Das einfachste wäre natürlich, daß es eine Impfung gibt. Aber die muß erstmal entwickelt werden, dann durch klinische Tests um die Wirksamkeit und Unschädlichkeit zu bestätigen, dann muß das massenhaft produziert und weltweit ausgebracht werden. Da bekommen dann zuerst die Risikogruppen was, bis Otto Normalbürger dran ist, ist es im allerbesten Falle Weihnachten 2021. Und das ganze funktioniert natürlich nur, wenn das Virus nicht lustig vor sich hin mutiert und jedes Jahr in einer anderen Variante kommt, wie es die gemeine Influenza tut. Impfungen werden uns also so schnell nicht zur Verfügung stehen.

Ich erwarte, daß wir gegen Ende März den Anstieg der Infiziertenzahl bei ca.  100.000 stoppen können. Und dann? Darüber hört man praktisch nichts.

Es gibt dann aus meiner Sicht zwei Optionen:

Zum Einen kann man versuchen, die Infiziertenzahl auf nahe Null zu senken, so wie China es versucht und auch weitgehend geschafft hat. Die melden immer mal wieder Null Neuinfizierte. Das bedeutet daber, daß die bestehenden Maßnahmen noch einige Monate weiter bestehen und sicher auch weiter verschärft werden müssen. Schließlich muß man für eine Weile die Neuansteckungsrate auf Null halten. Und dafür sind die bestehenden Maßnahmen nicht ausreichend.

Und selbst dann ist das Virus nicht aus der Welt – es wird also immer wieder zu Infektionsherden kommen, die man wegen der langen Inkubationszeit und der unspezifischen Symptome erst entdeckt, wenn es sich schon 2 Wochen ausgebreitet hat.

Bei diesem Szenario kann man dann Schulen und Firmen nach und nach wieder öffnen – aber erhebliche Reise- und Ausgangsbeschränkungen werden bestehen bleiben, um die immer wieder auftretenden Ausbrüche lokal zu begrenzen und die Ausbreitungsgeschwindigkeit zu verlangsamen. Das ganze muß man durchhalten, bis eine Impfung nahezu flächendeckend ausgebracht ist – siehe oben. Keine schönen Aussichten für die nächsten zwei Jahre.

Zum Anderen kann man die Infiziertenzahl auf einem Pegel stabilisieren mit dem das Gesundheitssystem so grade noch zurechtkommt. Und das könnten 100.000 Infizierte sein – von denen dann 10.000 ernsthaft erkranken. Dazu paßt, daß die Bundesregierung grad mal 10.000 Beatmungsgeräte bestellt hat.

Man muß dafür die Neuinfektionsrate bei 1 halten nachdem man einmal seine Zielgröße erreicht hat. Das ist allerdings ein schwieriges regelungstechnisches Problem. Die Wirksamkeit der Stellgrößen in Form von Schul- und Firmenschließungen, Ausgangsbeschränkungen usw. ist nicht genau quantifizierbar, durch die lange Totzeit von 14 Tagen (Inkubationszeit) sieht man das Ergebnis eines Eingriffes erst zwei Wochen später – und durch das exponentielle Wachstumsgesetz der Ausbreitung ergeben bereits geringe Abweichungen der Stellgröße sehr große Regelabweichungen. Ich denke, jede Firma die sich mit industrieller Regelungstechnik beschäftigt würde eine solchen Auftrag dankend ablehnen. Da kann man nur verlieren.

Aber bei diesem Szenario kommt man mit weniger resriktiven Maßnahmen aus, die auch eher wieder gelockert werden konnen.

China verfolgt Szenario eins und hat ca. 60 Millionen Menschen (die ganze Region Hubei) für ca. 3 Monate in totale Quarantäne geschickt, die erst jetzt langsam wieder aufgehoben wird. Ähnliches wäre für Szenario eins auch für ganz Deutschland zu erwarten. Und ich denke nicht, daß wir unser Land für 3 Monate komplett schließen können oder wollen.

Der Preis dafür ist eine konstant hohe Infiziertenzahl – die auch zu einer entsprechenden Anzahl Toter führen wird. Man tauscht hier – so makaber es ist – Lebensqualität und Wirtschaftsleistung gegen Menschenleben.

Man braucht übrigens keine Hoffnung haben, daß dieses Vorgehen mittelfristig zu einer ausreichenden Herdenimmunität führt. Bei 100.000 Infizierten die für 14 Tage erkranken schafft man so pro Jahr ca. 2,6 Millionen immunisierte Personen. Da zur Eindämmung der Pandemie eine notwenige Herdenimmunität von 70% angenommen wird, braucht man ca. 60 Millionen immunisierte Personen in Deutschland, was mit obiger Rate über 20 Jahre dauern würde. Nun gibt es eine Dunkelziffer – deren Höhe definitionsgemäß unbekannt ist – bei der die Infektion symptomlos abläuft und die uns bei der Erreichung der Herdenimmunität hilft. Dennoch – so hoch daß wir mit ihrer Hilfe innerhalb von 2 Jahren Herdenimmunität erreichen ist sie sicher nicht.

Auch in diesem Szenario ist man also auf eine möglichst schnelle Entwicklung und flächendeckende Ausbringung einer Impfung angewiesen.

Aus meiner Sicht haben wir – auch nachdem die akute Phase des exponentiellen Wachstums der Neuinfektionen gestoppt wurde – nur die Wahl zwischen Pest und Cholera solange kein Impfstoff flächendeckend ausgebracht ist.

Ich hoffe, ich habe mit meinen Ausführungen unrecht. Und es ist ja bekannt, daß Vorhersagen schwierig sind – besonders wenn sie die Zukunft betreffen.

Ich werde jedenfalls die nächsten zwei Jahre wohl keine größeren Urlaube planen. Ich denke, wir können schon froh sein, wenn man irgendwann mal wieder Wochenendausflüge machen kann.