Es ist morgen, und das Krankenhaus erwacht zum Leben.
Als erstes ist mal wieder zu bezahlen: 5.000 TZH für die ärztliche Konsultation (also ca. 1,70 EUR).
Die konnte man natürlich nicht gleich gestern mit der Aufnahemgebühr verbuchen – so rennt wieder wer zur Bank und kommt mit Quittungen zurück.
Währenddessen kommen Josef, Ela und Othman vorbei, bringen mir ein Teil meines Gepäcks damit ich für die nächste Zeit gerüstet bin und auch noch ’nen Stapel Bargeld für wer weiss was noch kommt. Die machen sich fast mehr Sorgen als ich, denn was ich bisher erlebt habe mag für euröpäische Augen chaotisch und umständlich organisiert scheinen – im Endeffekt bin ich aber professionell und schnell behandelt worden. Vielen Dank für die praktische und seelische Unterstützung. Fahrt mit der Tour weiter – es gibt hier nichts was ihr noch tuen könntet.
Es muss geröntgt werden – das kostet 20.000TZH und wird nach dem bekannten Muster baezahlt.
Auf dem weg zum Röntgen zeigt sich dann das übliche afrikanische Bild – das Konzept der Gebäudeinstandhaltung ist unbekannt, stattdessen wird es solange genutzt bis es auseinander fällt.
Ist zwar ein altes und für ein Krankenhaus ziemlich heruntergekommenes Gebäude, aber das Röntgengerät ist modern mit digitaler Bildgebung. Das Herstellerlogo kann ich nicht zuordnen – im Zweifelsfall ein chinesisches Gerät.
Mit Strahlenschutz nimmt man es nicht so genau – die Pfleger die mich zum Röntgen gebracht haben bleiben neben mir stehen, und der Röntgenarzt fand die Tür zu seiner Kabine wohl irgendwann hinderlich und hat die ausgehängt.
Aber wie dem auch sei – ordentliche Bilder machts, und da sieht man das Malheur:
Es gibt noch ’ne ärztliche Kosulation – im Preis enthalten. Vermutlich gelten die 5.000TZH den ganzen Tag 🙂 .
Jedenfalls können sie in Korgwe bei dem komplizierten Bruch nichts für mich tun und wollen mich ins Bombo Regional Hospital in Tanga-City schicken.
Der Krankentransport kostet 140.800TZH – für eine ca. 100km lange Strecke und ist auf die inzwischen gewohnte Weise zu bezahlen.
Ich werde gefragt, ob noch ein anderer Patient mitfahren kann – ja natrürlich, von mir aus gern. Der stellt sich als Mutter mit fast komatösem Kind am Tropf heraus, begleitet von eimen Pfleger. Die Mutter sieht nicht so aus, als wenn sie sich die 148.800TZH hätte leisten können – so kommt dabei gleich noch eine gute Tat bei raus.
Der Krankenwagenfahrer wollte vermutlich Formel 1 Pilot werden – wir fahren die ganze Strecke mit Sirene (von denen er mehrere Tonfolgen zur Auswahl hat, damit es nicht langweilig wird) und schaffen die ca. 100km in weniger als einer Stunde – Google Maps veranschlagt dafür 1,5h. Ich denke mal, dass die Blaulichfahrt diesesmal nicht wegen Muzungu an Bord sondern wegen dem Kleinkind erfolgte.
Im Bombo Regional Hospital sind erstmal 10.000TZH Aufnahemgebür zu zahlen – es gibt extra Mitarbeiter, die nur das Geld zur Bank und die Quittungen zum Patient tragen. Das dauert ca. 1/2h je Vorgang.
Kaum ist das erledigt, nochmal 10.000TZN für einen Bluttest. Der kommt überraschend schnell zurück – ich habe kein Malaria und auch sonst ist alles normal. Das hatte ich auch nicht anders vermutet.
Dann gehts ans Bein – sie wollen ihre eigenen Röntgenbilder machen. Nochmal 20.000TZN fürs Röntgen, Zahlung auf gewohnte Weise.
Ja – Schien- und Wadenbein sind gebrochen und stehen übereinander. Ein hinzugezogener Ortopäde erklärt, dass das auf Muskeln drückt und das Bein anschwellen lässt. Sie müssten das Bein lang ziehen damit die Knochen nicht mehr nebeneinander stehen. Dann würde es innerhalb einiger Tage abschwellen und sie könnten mir einen Transportgips machen für Rücktransport nach Deutschland wo dann das Bein repariert wird – denn das würde ein bis zwei Wochen Krankenhausaufenthalt bedeuten. Und mir wäre es ganz recht das Heimatnah zu machen.
Die Behandlung wäre schmerzhaft, sie bieten mir eine Betäubung an, die ich aber erstmal ablehne. Afrika ist nichts für Weicheier – und wenn es zu sehr schmerzt können wir die immernoch nehmen. Also kommt der Gipsverband runter:
Es muss dann ja hinterher auch ein neuer drauf: Auch hier gibt es keine Vorräte auf Station, es wird wieder einer losgeschickt um Material zu besorgen. Insgesamt 33.000TZN, zahlbar auf gewohnte Weise.
Dann gehts los – ja, es schmerzt, aber es ist aushaltbar. Der Effekt stellt sich in der Nacht ein: Der latente Schmerz im Bein ist weg, nur noch bei Bewegung ist was zu spüren. Das ist ein angenehmer Fortschritt.
Inzwischen ist es Abend geworden. Sie sind betrübt dass sie mir keines ihrer besten Zimmer anbieten können, denn die sind alle belegt. Stattdessen nur die zweitbeste Kategorie für mich: Private Room mit Waschbecken, TV, Klimaanlage und elektrisch verstellbarem Bett für 50.000TZN.
Ich sage mal: Man kann es schlechter treffen.
Es gibt in Tansania keine Verpflegung im Krankenhaus. Aber es findet sich natürlich jemand, der von den Essensständen vor dem Krankenhaus was holt.
Reis mit Spinat, Bohnen (oben) und eine Art Goulasch (unten), dazu Bananen. Insgesamt 10.000TZN incl. Trinkgeld für den Holer. Ist ein einfaches, aber schmackhaftes Essen das ich schon von der Januar-Tour kenne.
Moin Christoph,
Du machst ja Sachen….
Gute Besserung für Dich, auf dass Du schnell wieder auf die Beine kommst!
Grüße aus Braunschweig.
Andreas
Mensch Christian, da schau ich einfach mal so aus Langeweile in deinem Blog vorbei und dann sowas.
Lass dir nicht langweilig werden, wir sehen uns spaetesten Anfang naechsten Jahres mal wieder auf dem Stammtisch.
Alles Gute weiterhin!
Uwe
Toll, dass die Mitfahrer sich so gut um Dich kümmern und Du wohl nicht in Motorradstiefeln fliegen musst. Und das Motorrad wird auch irgendwann ankommen.