Coronavirus SARS-CoV-2, COVID-19: Zwei verlorene Jahre (?)

Die COVID-19 Pandemie ist in aller Munde. Es sind bis vor kurzem unvorstellbare Maßnahmen dagegen angeordnet. Wir sind momentan noch in der Phase des exponentiellen Wachstums der Fälle – jeder Infizierte steckt 2-3 Gesunde an, die dann jeder wiederum 2-3 neue Infizierte hervorrufen und so weiter. So funktioniert das exponentielle Wachstum. Wie in der Legende vom Reis auf dem Schachbrett.

Es ist also klar, daß man dagegen was tun muß. Und wir werden Ende nächster Woche sehen, daß der Anstieg der Neuinfektionen langsamer wird. Daß das so lange dauert, liegt an der Inkubationszeit von ca. 14 Tagen – alles was man macht, wirkt erst rund 14 Tage später. Das macht die ganze Sache nicht einfacher.

Wenn man soweit ist, daß jeder Infizierte nur noch einen Gesunden ansteckt bleibt die Zahl der Infizierten konstant, und wenn man die Rate unter 1 bekommt, so wird die Anzahl sinken.

Ich finde es auffallend, daß immer nur die Rede von vorübergehenden Maßnahmen ist, mal zwei Wochen, mal bis nach Ostern. Aber was kommt danach? Und da sehe ich keine guten Nachrichten.

Das einfachste wäre natürlich, daß es eine Impfung gibt. Aber die muß erstmal entwickelt werden, dann durch klinische Tests um die Wirksamkeit und Unschädlichkeit zu bestätigen, dann muß das massenhaft produziert und weltweit ausgebracht werden. Da bekommen dann zuerst die Risikogruppen was, bis Otto Normalbürger dran ist, ist es im allerbesten Falle Weihnachten 2021. Und das ganze funktioniert natürlich nur, wenn das Virus nicht lustig vor sich hin mutiert und jedes Jahr in einer anderen Variante kommt, wie es die gemeine Influenza tut. Impfungen werden uns also so schnell nicht zur Verfügung stehen.

Ich erwarte, daß wir gegen Ende März den Anstieg der Infiziertenzahl bei ca.  100.000 stoppen können. Und dann? Darüber hört man praktisch nichts.

Es gibt dann aus meiner Sicht zwei Optionen:

Zum Einen kann man versuchen, die Infiziertenzahl auf nahe Null zu senken, so wie China es versucht und auch weitgehend geschafft hat. Die melden immer mal wieder Null Neuinfizierte. Das bedeutet daber, daß die bestehenden Maßnahmen noch einige Monate weiter bestehen und sicher auch weiter verschärft werden müssen. Schließlich muß man für eine Weile die Neuansteckungsrate auf Null halten. Und dafür sind die bestehenden Maßnahmen nicht ausreichend.

Und selbst dann ist das Virus nicht aus der Welt – es wird also immer wieder zu Infektionsherden kommen, die man wegen der langen Inkubationszeit und der unspezifischen Symptome erst entdeckt, wenn es sich schon 2 Wochen ausgebreitet hat.

Bei diesem Szenario kann man dann Schulen und Firmen nach und nach wieder öffnen – aber erhebliche Reise- und Ausgangsbeschränkungen werden bestehen bleiben, um die immer wieder auftretenden Ausbrüche lokal zu begrenzen und die Ausbreitungsgeschwindigkeit zu verlangsamen. Das ganze muß man durchhalten, bis eine Impfung nahezu flächendeckend ausgebracht ist – siehe oben. Keine schönen Aussichten für die nächsten zwei Jahre.

Zum Anderen kann man die Infiziertenzahl auf einem Pegel stabilisieren mit dem das Gesundheitssystem so grade noch zurechtkommt. Und das könnten 100.000 Infizierte sein – von denen dann 10.000 ernsthaft erkranken. Dazu paßt, daß die Bundesregierung grad mal 10.000 Beatmungsgeräte bestellt hat.

Man muß dafür die Neuinfektionsrate bei 1 halten nachdem man einmal seine Zielgröße erreicht hat. Das ist allerdings ein schwieriges regelungstechnisches Problem. Die Wirksamkeit der Stellgrößen in Form von Schul- und Firmenschließungen, Ausgangsbeschränkungen usw. ist nicht genau quantifizierbar, durch die lange Totzeit von 14 Tagen (Inkubationszeit) sieht man das Ergebnis eines Eingriffes erst zwei Wochen später – und durch das exponentielle Wachstumsgesetz der Ausbreitung ergeben bereits geringe Abweichungen der Stellgröße sehr große Regelabweichungen. Ich denke, jede Firma die sich mit industrieller Regelungstechnik beschäftigt würde eine solchen Auftrag dankend ablehnen. Da kann man nur verlieren.

Aber bei diesem Szenario kommt man mit weniger resriktiven Maßnahmen aus, die auch eher wieder gelockert werden konnen.

China verfolgt Szenario eins und hat ca. 60 Millionen Menschen (die ganze Region Hubei) für ca. 3 Monate in totale Quarantäne geschickt, die erst jetzt langsam wieder aufgehoben wird. Ähnliches wäre für Szenario eins auch für ganz Deutschland zu erwarten. Und ich denke nicht, daß wir unser Land für 3 Monate komplett schließen können oder wollen.

Der Preis dafür ist eine konstant hohe Infiziertenzahl – die auch zu einer entsprechenden Anzahl Toter führen wird. Man tauscht hier – so makaber es ist – Lebensqualität und Wirtschaftsleistung gegen Menschenleben.

Man braucht übrigens keine Hoffnung haben, daß dieses Vorgehen mittelfristig zu einer ausreichenden Herdenimmunität führt. Bei 100.000 Infizierten die für 14 Tage erkranken schafft man so pro Jahr ca. 2,6 Millionen immunisierte Personen. Da zur Eindämmung der Pandemie eine notwenige Herdenimmunität von 70% angenommen wird, braucht man ca. 60 Millionen immunisierte Personen in Deutschland, was mit obiger Rate über 20 Jahre dauern würde. Nun gibt es eine Dunkelziffer – deren Höhe definitionsgemäß unbekannt ist – bei der die Infektion symptomlos abläuft und die uns bei der Erreichung der Herdenimmunität hilft. Dennoch – so hoch daß wir mit ihrer Hilfe innerhalb von 2 Jahren Herdenimmunität erreichen ist sie sicher nicht.

Auch in diesem Szenario ist man also auf eine möglichst schnelle Entwicklung und flächendeckende Ausbringung einer Impfung angewiesen.

Aus meiner Sicht haben wir – auch nachdem die akute Phase des exponentiellen Wachstums der Neuinfektionen gestoppt wurde – nur die Wahl zwischen Pest und Cholera solange kein Impfstoff flächendeckend ausgebracht ist.

Ich hoffe, ich habe mit meinen Ausführungen unrecht. Und es ist ja bekannt, daß Vorhersagen schwierig sind – besonders wenn sie die Zukunft betreffen.

Ich werde jedenfalls die nächsten zwei Jahre wohl keine größeren Urlaube planen. Ich denke, wir können schon froh sein, wenn man irgendwann mal wieder Wochenendausflüge machen kann.

3 Gedanken zu „Coronavirus SARS-CoV-2, COVID-19: Zwei verlorene Jahre (?)“

  1. Was ich glaube: Deutschland schaut sich Österreich an und lernt von dort. Österreich schaut sich Italien an und lernt von dort. Und wir alle sollten schnell lernen.

    Nicht weil die Italiener „einen schlechten Job“ gemacht haben. Sondern weil trotz diverser Maßnahmen es eben gerade so läuft wie es läuft. Und noch immer sehen es andere Nationen (Niederlande und Schweden) relativ entspannt.

    Was ich mir wünsche: Das Niederlande und Schweden mit ihrem Weg erfolgreich sind. Denn dann wäre der Weg den wir gerade eingeschlagen haben »übertrieben« gewesen. Aber ich glaube nicht daran…

    Gesund bleiben – weiter schreiben. Risiken vermeiden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.