Der Tag startet heute erstmal mit einer 50km Transferetappe von Douz an den Startpunkt. Dort herscht noch eitel Sonnenschein:
Es sind heute nur 160km Wertungsprüfung angekündigt, die dafür aber mit 25% Sandanteil. Das Roadbook zeigt lange Strecken Navigation nach Himmelsrichtung durch die Dünen. Ich hab da schon Respekt vor – aber wass soll schon passieren? Der Luftdruck in den Reifen ist auf 0.7 Bar abgelassen (gibt bessere Traktion) und alle Angaben im Roadbook habe ich per Wegpunktprojektion in GPS Koordinaten umgerechnet um die Navigation zu vereinfachen. Und wo der Lada durchkommt – da komme ich ja wohl noch lange durch!
Der eine Tatra startet als erstes – und pflügt das Gelände gleich gut um
Sowas ist mit dem Motorrad praktisch nicht mehr befahrbar. Ich halte mich dicht neben der Spur der Vorausfahrenden – denn bei dem tiefen losen Sand ist an eine eigene Navigation gar nicht zu denken. Alle Kraft und Konzentration wird benötigt, um das Motorrad aufrecht zu halten.
Der Sand wird weicher und die Dünen höher – und natürlich buddelt sich das kleine nervöse Motorad ein.
Während ich es umschmeiße, die Räder nach unten zerre und es wieder hinstelle kommt der Lada vorbei: Erstaunlich was die Russenkarre kann! Fährt da durch als wäre es das einfachste der Welt!
Naja -weiter gehts. Aber nicht weit!
Dasselbe Spiel nochmal.
Der zweite Tatra kommt…
und ich bin schon ziemlich fertig. Fahren ist hier schon anstrengend – aber Motorrad ausgraben erst recht!
Weiter gehts – 100m bis zur nächsten Düne
Ich kann hier nur feststellen: Der Sand ist ein Meister aus Tunesien – und er hat mich hier voll erwischt. Ein Blick aufs Navi verrät, daß wir nicht auf der im Roadbook angegebenen Strecke sind – aber alle sind hier langgefahren. Der Tatra ist als erstes gestartet – der hat sich nicht die Mühe gemacht, die Zwischenpunkte zu projezieren sondern fährt offensichtlich in gerader Linie von GPS-Punkt zu GPS-Punkt. Das macht dem nichts aus, der braucht keine gute Linie zu suchen, der löst das mit Power. Und alle anderen fahren stumpf hinterher. Und ich dachte, das sind alles Profis, die wissen, was sie tun. Aber vor dem Herdentrieb sind die offenbar auch nicht gefeit. Später sollte ich dann feststellen, daß die Roadbookstrecke über weniger hohe Dünen geführt hätte. Aber nun sitzte ich mitten in der Sandhölle.
Aber: Wenn sich der Puls beruhigt hat und das Blut nicht mehr durch die Ohren rauscht ist es auch schön hier draußen.
Die absolute Stille.
Die unendliche Landschaft.
Die Farbschattierungen.
Die Wellenmuster bis zum Horizont.
Der blaue Himmel.
Der leichte Wind.
Die absolute Einsamkeit…
…die dann doch nicht so absolut ist. Denn da komt der Berger
Die hatten vom Explona Team einen Tipp bekommen, daß hier ein Kunde sein könnte – denn in der Fernüberwachung ist meine nur knapp über Null liegende Geschwindigkeit natürlich aufgefallen. Ich hätte ja noch ein oder zwei Dünen probiert bevor ich den Berger per Knopfdruck angefordert hätte – hab mich dann aber mit einem eiskalten Radler bestechen lassen:-)
Das kleine nervöse Motorrad lernt fliegen:
Auf der Suche nach weiterer Kundschaft. Ist eigentlich unnötig, denn der Berger bekommt die Koordinaten vom Explona Team auf den Bordcomputer gespielt.
Nächster Gast ist dann Rüdiger.
Auch nach längerer Fahrt auf dem Berger nehmen die Dünen kein Ende – auch wen sie zwischendurch mal niedriger werden und gelegentlich mal fester Grund durchkommt. Es ist völlig unmöglich, daß ich mit meinen Fahrunkünsten auf dem kleinen nervösen Motorrad da durchgekommen wäre. Absoluteley No Way! Es besteht hier eine Inkompatibilität zwischen Fahrer, Motorrad und dem tunesischen Sand.
Als letzter Gast gesellt sich noch Chris zu uns
und ab dem CP Exit geht es dann auf eigener Achse auf teils versandeter Piste auf zum Camp Zemla. Die Nacht bricht währenddessen an
und das Tagesziel wird mal wieder im Dunkeln erreicht. Man gut, daß ich die Zusatzscheinwerfer dran gelassen habe.
Für morgen früh noch schnell einen neuen Luftfilter rein…
…was essen und ins Bett fallen.
Auf dem Programm standen heute 50km Trandfer und 160km Wertungsprüfung – die ich bis ca. km 27 durch die Dünen geschafft habe.
Bleiben noch Karte und Statistik für heute
Das kleine nervöse Motorrad steht heute auf Platz 18 der Tageswertung und Platz 17 der Gesamtwertung.
Ja der Sand bei El Faouar ist sehr fein und nicht ohne. Aber dieses Jahr ließ es sich gut fahren wir haben nicht einmal die Sandbleche vom Ladaheck gebraucht. Das war letztes Jahr etwas anders.
Mit der Tatraspur ging es uns genauso, wir konnten nicht glauben das die ganzen Profis alle “falsch” fahren. Aber eine Spur im Sand zieht magisch an, da muss man richtig gegen ankämpfen wenn man die verlassen will.
Hut ab vor deiner Leistung mit dem “Großserienjapaner”.
…vor allem wären noch Dutzende Kilometer Dünen gekommen.
Hey Sandyman, du bist unser Held. Alter Falter, Dein Bericht macht uns ja schon beim Lesen fertisch… Ausgraben und Bergen, ‘gern’ in heißer Sonne…. (D)eine Rally mit vollem Programm +.
Eine gute Idee, den Berger zu nehmen. Nach platt käme sonst nur noch ‘kaputt’, dass muss nicht sein. Danke für Dein supercooles Blog – auch diesen Aufwand noch “mal eben” nebenher.