Es ging in 30 Tagen einmal quer durch Afrika insgesamt 6674km mit dem kleinen nervösen Motorrad von West nach Ost

Vom Atlantischen Ozean

zum indischen Ozean.

Von Namibia mit einem kleinen Abstecher über Botswana nach Sambia, weiter nach Malawi und Tansania, zum Schluß noch kurz nach Kenia rein.
Hier nun noch einige unsortierte Infos und Gedanken:
- So sieht die COMESA-Versicherung aus – sozusagen die grüne Versicherungskarte für weite Teile Afrikas (in Nordafrika gibts stattdesen wohl die Carte Brune). Die erspart es einem, in jedem Land eine neue Haftpflichtversicherung für das Motorrad zu kaufen.
COMESA Kostet je nach Verhandlungsgeschick und Sonnenstand so um die 20 USD. Ist aber eigentlich das Papier nicht wert, auf der die gedruckt ist. Denn die Versicherungssumme beträgt nur ca. 3100 USD für Personenschäden oder Tod pro Person, maximal 6200 USD je Schadensfall
- Gegen Malaria hatte ich zur Vorbeugung die (übermäßig teuren) Malarone Tabletten. Die haben ihren Zweck wohl erfüllt – oder war es doch das Mückenabwehrspray? Die habe ich gut vertragen – außer einem vorübergehenden Hautausschlag hatte ich keine der versprochenen Nebenwirungen.
- So sieht das Reisenotizbuch nach 4 Wochen aus – ist auch gut voll geworden. Schließlich gab es nicht immer die Gelegenheit, die Blog-Einträge taggleich zu erstellen.
- Was hat es mit nach Hause geschafft?
Aus Sambia etwas GroßwildGroßwild und aus Malawi die typische Chilli Würzsauce:
Nali und Co. In der Mitte das typische malawische Nali – angeblich die schärfste Peri-Peri Sauce aus dem heißen Herz Afrikas (wenn man dem Webetext glauben darf). Hergestellt aus malawischen Birdeye Chillies – dabei aromatisch und meiner Meinung nach nicht übermäßig scharf. Die beiden anderen aus Kambuzi Chillies muß ich dann bei Gelegenheit mal probieren.
Aus Tansania dann noch eine gute Handvoll schwarzer Pfeffer… - Berichte über korrupte Beamte kann ich nicht bestätigen. An allen Grenzen gab es offizielle Quittungen für Gebühren und Abgaben und es wurde auch nicht mehr verlangt als vorher bekannt war. Auch an den reichlich vorhandenen Polizeikontrollen wurden wir meist durchgewunken – lediglich zweimal waren die auf ein Schwätzchen aus. Radarkontrollen zielen wohl nicht auf Motorradfahrer – wir hatten damit jedenfalls keine Probleme, während der LKW mehrfach zahlen durfte (das Problem ist, das oft das 50km/h Ende Schild am Ortsausgang fehlt – man weiß also nicht so genau ob hier noch 50 ist oder schon 100. Im Zweifel entscheide ich mich dann für die 100…
Sogar bei einem Unfall in einer anderen Gruppe mit einem auf der falschen Seite entgegenkommenden einheimischen Motorradfahrer bei dem dieser verletzt wurde waren nicht pauschal die Mzungu schuld. Vielmehr konnten die nach (mehrstündiger) Unfallaufnahme und Spurenauswertung am Unfallort unbehelligt weiterfahren. Josis Vorhersage, das kostet 150,00 USD – 50,00 USD für die Polizei, 50,00 USD für den Richter und 50,00 USD für den Verletzen – traf nicht zu. - Es ist viel grüner als erwartet – auch noch am Ende der Trockenzeit. Bis auf die Wüstengebiete Namibisa ist alles grün…
- Es ist viel größer als man ahnt – die Entfernungen sind schon beachtlich. Man schaut sich die Tagesetappe auf der Karte an – ist ja nur ein kurzes Stückchen. Das Navi sagt einem dann, daß es doch wieder über 400km sind. Ist eine andere Größenordnung als in Europa…
- Das Afrika, das wir gesehen haben entspricht nicht dem Bild, wie es vornehmlich durch Hilfsorganisationen verbreitet wird. Traurig blickende Kinder mit dicken Bäuchen mag es irgendwo in Afrika geben – aber das ist ganz sicher nicht der Normalfall. Stattdessen sieht man viele Mensch auf der Straße (dort findet das Leben statt), neugierig auf die Besucher, frendlich und hilfsbereit, meist zurückhaltend, die auf mich einen gut gelaunten, zufriedenen Eindruck machen – trotz der nach europäischen Maßstäben erheblichen materiellen Armut. Die Menschen dort haben sich etwas `kindliches` im positiven Sinne bewahrt.
- Mit europäischen Maßstäben wird man Afrika nicht gerecht – Afrika funktioniert anders. Es gibt aus europäischer Sicht da unenedlich viel Potential für Verbesserung und Effizienzsteigerung. Aber das würde nur ein überstülpen europäischer Werte und Ziele bedeuten. Afrika muß einen eigenen Weg in die Zukunft gehen. Und es scheint mir keineswegs ausgemacht, daß der europäische Weg die glücklicheren Menschen hervorbringt – zumindest sofern man Glück nicht als materiellen Besitz definiert.
- Die Reihenfolge der drei häufigsten Wendungen auf Suaheli:
Jambo! – Hallo!
Karibu – Willkommen
Pole Pole – Mach mal langsam. Everything is pole pole in Africa. - Es ist aus europäischer Sicht unverständlich, wie jemand Bankangestellter werden kann, wenn er nicht in der Lage ist Geld richtig zu zählen, wie jemand es zum Versicherunssvertreter bringt, der einfache Versicherunsgpolicen nicht ausfüllen kann, wie jemand Kellner wird, der bei einen Verzehr von 5500 Kwatcha auf einen 10000 Kwatcha Schein nochmal 5500 Kwatcha Wechselgeld geben will, wieso die Supermarktkassiererin den EAN-Code jeder Wasserflache einzeln eintippt wenn der Scanner den nicht lesen will etc. Aber man kann da die Hoffnung haben, daß da im Laufe der Zeit mit besserer Bildung Abhilfe kommt – oder vielleicht ist das auch typisch afrikanisch.
- Typisch afrikanisch scheint mir die völlige Unbekanntheit von Instandhaltung. Egal ob Gebäude, Infrstruktur oder Fahrzeuge – es wird gebaut und dann solange genutzt, bis es gar nicht mehr geht. So viele defekte, ausgebrannte, abgestürzte oder notdürftig geflickte LKW am Straßenrand wie auf den Bergstrecken Malawis hab ich noch nie gesehen…
- Offizielle Tankstellen mit 95Oktan bleifreiem Benzin gab es auf der Tour in ausreichender Anzahl – und bis auf eine hatten die auch alle Benzin da. Daneben gibt es in den Dörfern noch Kanistertankstellen, die wir aber nicht genutzt haben.
- Es gab keine schwerwiegenden Ausälle zu beklagen – ein Fahrer hat sich bei einem Sturz im Sand einen Fußknochen verletzt und ist über Lusaka vorzeitig abgereist. Die Motorräder sind alle am Ziel angekommen – auftretende kleinere Probleme konnten an Ort und Stelle behoben werden.
- Mein kleines nervöses Motorrad hat sich wieder mal bewährt – es hat die ganze Tour über anstandslos funktioniert.
- Als Reifen waren vorne Mitas C-11 Speedy Croc und hinten Mitas C-02 Stone King aufgezogen. Die würden beide noch einige tausend Kilometer halten.
- Dennoch sind einige Verluste zu beklagen:
*Die RAM-Mount Kugel für den Navihalter ist abgebrochen
*Die Enduristan Gürteltasche hat es jetzt endgültig hinter sich – eine Naht und der Reißverschluß sind defekt
*Die Tasche an der Lampenmaske ist bei einem Sandbad abgerissen
*Dabei hat es auch die Ladebuchse aus dem Powerbank gerissen…
*Helmschirm und Wangenpolster haben es hinter sich – mal sehen ob es Ersatz zu vertretbaren Preisen gibt
*Der Reißverschluß vom Schlafsack ist defekt – nicht daß ich den dort benötigt hätte – aber vor der nächsten Fahrt in kältere Gefilde muß ich mir da was einfallen lassen
*Die Gummis der Knieprotektoren sind ausgeleiert – außerdem is der Tragekomfort nicht so toll. Da muß es noch was besseres geben… - Das ganze fand unter Josis Regie von Explo-Tours statt. Seine vorletzte Tour vor Übergabe an den Nachfolger. Es ist eine Reise mit Expeditionscharakter – und Josi liefert genau das. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Man
kannmuß selbständig fahren, sich selbst organisieren und Probleme lösen. Es gibt keine Rundumbetreuung – aber einen GPS-Punkt am Abend wo der LKW mit dem Gepäck steht und wo es Verpflegung aus der Bordküche gibt. Mir hat das Konzept gut gefallen – und es war ja vorher bekannt, auf was man sich einläßt 🙂
Es gibt in der Regel mehrere Mögloichkeiten, den abendlichen Treffpunkt zu erreichen – eine mit mehr (oder fast vollständig) Asphalt, und eine mit eniger. Ich hab die mit weniger genommen.
Insgesamt würd ich sagen wars dannn 50/50 Asphalt / Schotter oder anderer loser Untergrund.
Ich würde wieder das kleine nervöse Motorrad nehmen – nicht daß das mit der Sertao nicht auch gegen würde (sogar ziemlch gut, denke ich), aber 50kg weniger machen sich bemerkbar. Und hohe Geschwindigkeiten braucht man da ‚eh nicht.
Hi Christoph
besten Dank für den ausführlichen Reisebericht! Wirklich sehr schöne Bilder. Was für ein Erlebnis. Wie hoch war eigentlich der Off Road Anteil? Würdest du wieder mit der kleinen nervösen gehen oder eher mit der Sertao?
Eine solche Reise würde mir auch passen : )
Bikergruss Bernhard
Hallo Chris
Pole Pole gefällt mir, das sollten wir bei uns manchmal auch einführen. 🙂
Danke nochmal für den schönen Reisebericht, ich habe viel gelernt, viel gelesen, wovon ich
noch nie gehört hatte.
Begeisterte und beeindruckte Grüße von Sabine
Beeindruckend und interessant