Tripmaster

Das kleine nervöse Motorrad will nächsten Monat an Roadbook-Touren teilnehmen. Dabei fährt man nach einem formalisierten Streckenaufschrieb (dem Roadbook) durch die Landschaft. So sieht ‘nen Roadbook aus – das ist ‘nen langer Papierstreifen, der in den Roadbookhalter eingespannt wird:

Roadbook
Roadbook

Zur Orientierung dient die zu jedem Bild angegebene Entfernung vom letzten Bild und vom Start. Man braucht also zwei auf 10m genau anzeigende Streckenzähler, von denen sich einer schnell auf Null stellen läßt. Und der andere muß einstellbar sein, damit man den wieder richtig stellen kann, wenn man sich mal verfährt oder die Meßabweichungen zu weit auseinander gelaufen sind.

Letztes Jahr war die Sertao auf einer solchen Verranstaltung – die hatte nur einen einfachen Fahrradtacho dabei. Das ist zwar besser als nichts, aber insbesondere die Nullstellung nervt, weil man einen schlecht erreichbaren Knopf während der Fahrt für 3 Sekunden gedrückt halten muß. Das kleine nervöse Motorrad wollte was besseres haben…

Sowas gibt es fertig – ist aber ausgesprochen teuer und mit Funktionen überfrachtet. Mal sehen, was man da machen kann.

Also einen Prototyp aufgebaut: Grundlage ist die verbreitete Arduino-Hardware, für die es aus China alles mögliche an Zubehör billigst gibt.

Hier ist es soweit, daß es auf dem Labortisch erstmal funktioniert:

Tripmaster auf dem Labortisch
Tripmaster auf dem Labortisch
  • Anzeige von Teil- und Gesamtstrecke
  • Schnelles Rücksetzen der Teilstrecke
  • Korrektur der Gesamtstrecke über + und – Taste
  • Streckenmessung über Magnetsensor am Vorderrad
  • Einstellbarer Umfang des Vorderrades
  • Einstellbare Schrittweite für die Korrektur der Gesamtstrecke
  • Nicht-flüchtige Speicherung der Einstellungen und Strecken bei Stromausfall

Und hier dann auf die Zielhardware umgezogen:

Zielhardware, Oberseite
Zielhardware, Oberseite
Zielhardware, Unterseite
Zielhardware, Unterseite

Der erste Plan, die Radsensorimpulse per Polling über den AD Wandler einzulesen funktionierte leider zuverlässig nur bis ca. 60km/h – darüber wurden immer mal wieder Impulse verschluckt, da die Ansteuerung des LC-Displays ziemlich Zeitaufwändig ist. Also wurde noch ein Komparator spendiert, und die Impulserfassung arbeitet nun störsicher im Interrupt.

Der große Kondensator auf der Platine speichert ausreichend Energie, so daß der Prozessor bei Stromausfall (also Ausschalten der Zündung) die Streckenzähler noch im nichtflüchtigen Speicher sichern kann…und damit bei Weiterfahrt weitermacht.

‘Nen Schaltplan gibts dazu auch:

Schaltplan
Schaltplan

Insgesamt braucht man nicht viel für die Funktion…

Das ganze ist erstmal in den alten Rodbookhalter eingebaut, der dafür leicht modifziert wurde:

Roadbookhalter
Roadbookhalter

Das Display nimmt leider ziemlich viel Platz weg und vermindert die Sichtfläche für das eigentliche Roadbook unnötig stark. Eigentlich soll da ein nur 1cm hohes, einzeiliges LED-Display dran – aber das müssen die Chinesen erst noch zusammenlöten. Die ersten Erprobungsfahrten werden mit diesem Aufbau stattfinden. Und wenn es sich bewährt, gibts auch eine neue Roadbookhalter-Mechanik, denn diese hat noch Probleme mit der Papierbremse…

Das ist der Sensor, bevor er in Heikleber vergossen und an der Gabel montiert wird:

Sensor
Sensor

Ein Hall-Sensor (rechts) mit angebauter Signalkonditionierung (links) aus dem automotive-Bereich. Der wird einen kleinen, an einer Bremsscheibenschraube angebrachten Magneten registrieren und so mit jeder Radumdrehung einen Impuls abgeben.

Ich habe lange genug Elektronik-Entwicklung betrieben, um zu wissen, daß das was auf dem Labortisch so gut funktioniert, im der Realität noch lange nicht funktioniert. Und so war es natürlich auch hier. Das kleine nervöse Motorrad mußte daher ins Labor eingeladen werden

Das kleine nervöse Motorrad im Labor
Das kleine nervöse Motorrad im Labor

um genauer in die Innereien der Elektronik unter realen Betriebsbedingungen schauen zu können

Untersuchung der Innereien
Untersuchung der Innereien

Aber auch das war dann schnell geklärt und es konnte zur ersten Erprobungsfahrt gehen:

Erprobungsfahrt
Erprobungsfahrt

Nach Abgleich des Radumfanges haben sich hier auf 17km nur 20m Differenz der Streckenmessung gegenüber der GPS Strecke ergeben. Das ist schonmal besser als notwendig.

Links am Lenker sind die Bedientasten: Rot stellt den Teilstreckenzähler zurück, gelb vermindert den Gesamtstreckenzähler und grün erhöht ihn.

Nun muß sich in den nächsten Einsätzen zeigen, ob das auch ausreichend robust und rüttelsicher ist.

Dem kleinen nervösen Motorrad war das übrigens alles eher egal – es hat sich lieber die Sonne aufs Plastik scheinen lassen…

Das kleine nervöse Motorrad in der Sonne
Das kleine nervöse Motorrad in der Sonne

3 Gedanken zu „Tripmaster“

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