Sachsen 2013 – Tag 5 und 6 – Die 1000 km durch Deutschland Langstreckenfahrt

Dieses Wochenende ist die 41. Langstrecke ‘1000 km durch Deutschland’ vom MC Freital angesagt. Die findet immer am Wochenende der Sommersonnenwende – am längsten Tag des Jahres – statt.

Bereits am Freitag Abend füllt sich der Hof der Jugendherberge Plauen, die als Fahrerlager dient.
Hof der Jugendherberge
Die technische Abnahme des Kälbchens
ist schnell erledigt. Es werden die Fahrerkarten und Fahrtunterlagen augegeben – somit kann jetzt die adressgenaue Feinplanung der einzelnen Etappen erfolgen.
Es geht dabei darum, die Strecke von 1000km innerhalb der vorgeschriebenen Zeit – für’s Kälbchen 23h, da innerhalb der Klasse bis 50 PS – zu absolvieren. Dabei kommt es nicht auf Schnelligkeit oder die Reihenfolge des Eintreffens am Ziel an – die Platzierung ergibt sich aus der Punktzahl. die in den auf der Strecke eingestreuten Wertungsprüfungen erreicht wird.
Am Start:
am Start
Insgesamt sind gut 80 Teilnehmer dabei – davon 2 Gespanne, 28 Fahrzeuge bis 50 PS – von der Simson S70 über ‘nen Cinaroller, diverse für Führerschein Kl. 1A gedrosselte Japaner bis hin zu den großen Einzylindern wie DR.Big oder dem Kälbchen. Die Mehrheit ist aber auf ‘großen’ Maschinen jenseits der 50 PS unterwegs.
Die ‘kleinen’ dürfen zuerst starten – das ergibt einen schönen Zeitpuffer, denn alle Zwischenstationen müssen zu den vorgegebenen Öffnungszeiten erreicht werden. Ich hätte leicht noch zwei Reifenreparaturen unterwegs durchführen können, ohne in Zeitdruck zu kommem…
Das ist die erste Wertungsprüfung – direkt am Start: Slalom.
Slalom
Direkt danach geht’s auf die Strecke, so daß die einzelnen Fahrer im Abstand von ca. 1 Minute starten. Man trifft zwar immer wieder andere Teilnehmer – aber es gibt keinen großen Pulk der zusammen fährt.
Insgesamt gibt es 19 Etappen – dazwischen liegen dann jeweils Wertungsprüfungen oder Durchfahrtskontrollen. Die Wertungsprüfungen sind in der Regel Slalom – Parkourse in unterschiedlicher Ausprägung, die ein wenig an Gymkhana erinnern. Aber auch Fahrt übers Spurbrett, Brückengeländer ausmessen oder ein Knopf annähen sind dabei und gehen in die Wertung ein.
Wo es keine Wertungsprüfung gibt, gibt’s ‘ne Durchfahrtskontrolle – z.T. errechnet sich die Koordinate des nächsten Kontrollpunktes aus Zahlen die sich am aktuellen Punkt finden, z.T. sind Fragen zu beantworten, die sich nur am Ort selbst klären lassen – oder man muß ‘ne Quittung von der Tankstelle mitbringen. So wird nachgewiesen, daß man tatsächlich die gesamte Strecke gefahren ist.
Aber weiter im Text: Das ist die 4. Wertungsprüfung:
Wertungsprüfung 4
Mal wieder Slalom. Da haben die kleinen wendigen Simson leichtes Spiel!
Was ist denn das:
Kran
Da haben die einfach eine Kran auf meine geplante Route gestellt! Ätsch – trotzdem durchgepaßt – wenn auch nur mit wenigen cm Luft zwichen Lenker und Wand/Zaun.
So – die Hälfte der Strecke ist geschafft:
Statistik Hal´bzeit
Die Motorradabteilung des SV Marzling richtet einen Fußball-Slalom als Wertungsprüfung aus! Das ist für nicht-Fußballer wie mich schon schwer genug – und die Klingonenstiefel erleichtern die Sache auch nicht gerade.
Dort sind auch 90 Minuten Zwangspause einzulegen – da ist es doch praktisch daß der SV Marzling genau an diesem Tag sein ‘Waldfest’ feiert. So ist lecker Verpflegung gesichert und die 90 Minuten gehen schnell vorbei (wobei mir persönlich die Pause einige Stunden später mehr gebracht hätte).
Nun wird’s langsam kalt und dunkel – Zeit für den Pullover, die dickeren Handschuhe und später dann noch die Griffheizung.
Das Licht vom Kälbchen ist nicht berühmt – also wo immer möglich hinter eine Dose gehängt und die als vorgelagerten Scheinwerfer genutzt. Und was soll ich sagen – die Mehrtzahl der Dosentreiber ist Samstag nachts in Bayern ziemlich am rasen – 80km/h in ‘ner Ortschaft finde ich dann doch zu schnell, auch wenn man die Vorschriften um die Zeit wohl etwas großzügiger auslegen kann. Auf der Landstraße dann irgendwelche Kleinwagen gesucht, die in der Regel eine angenehme Reisegeschwindigkeit von 110-120km/h hatten – aber man muß ‘halt damit leben, daß gelegetlich einige Großdosen im Tiefflug vorbeiziehen.
Der Zielpunkt der vorletzten Etappe wurde erst unterwegs bekannt gegeben – konnte also nicht vorgeplant werden. Das Navi hat da dann 40km Autobahn eingebaut – und das bedurfter voller Anstrengung in der dann aufkommenden Müdigkeit – das fährt sich da so Monoton…
Die letzten km führten dann wider über kleine Wege direkt an der Grenze nach Tschechien lang zu dieser verfallenen Hütte
verfallene Hütte
von der das an die Tür gesprühte Datum als Durchfahrtskontrolle zu notieren war.
Die positive Überraschung war dann, daß die Entfernung bis zum Ziel und zur letzten Wertungsprüfung nur noch ca. 30km war – und es wurde langsam wieder hell so daß die Lebensgeister plötzlich wieder da waren.
Also schnell noch den letzten Slalom fahren, Fahrerkarte abgeben, ab zur Jugendherberge, einige belegte Brötchen und ‘nen Bier zum Frühstück und ab ins Bett!
Zum Mittag sind dann die ganzen Fahrerkarten ausgewertet und es gibt – wie es sich gehört – ‘ne Siegerehrung:
Siegerehrung
Wie erwartet begnüge ich mich als erstmaliger Teilnehmer mit einem der hinteren Plätze (Platz 25 von 28 der Klassenwertung).
Da gings lang
Karte
und das ist die Statistik des Navigationsbrikettes:
Statistik
Der Tacho vom Kälbchen zeigt eine gefahrene Strecke von 1088km – die Wahrheit wird irgendwo dazwischen liegen. Das Navigationsbrikett hatte unterwegs an wenigen Stellen Schluckauf und hat da Lücken im Track erzeugt.

Meine Startzeit war 0905h – und im Ziel war ich um 0500h – also 20h unterwegs incl. aller Wertungsprüfungen und der 90 Minuten Zwangspause. Es waren also noch 3h Luft zur maximal erlaubten Fahrzeit.
Man beachte die ‘Durchschnittsgeschwindigkeit in Fahrt’ aus der Statistik oben. Normalerweise habe ich da ca. 50km/h – und damit wäre es knapp geworden. Daher hatte ich die Strecken gegebüber meiner sonstigen Gewohnheit auf Schnelligkeit optimiert – also Autobahnen wo möglich (war aber vom Fahrtleiter schon so angelegt, daß das kaum irgendwo sinnvoll war), ansonsten große Bundesstraßen (es sei denn die gehen durch ein elendig langes Straßendorf – dann doch lieber den parallel verlaufenden landwirtschaftlichen Planweg). Dafür ist die Luftbildansicht von Google eine hilfreiche Unterstützung. Das hat sicher den größten Einfluß gehabt – ein geringer Anteil ist aber sicher auch auf eine etwas agressivere Fahrweise als normal zurückzuführen…

Fazit:
Insgesamt ein großer Spaß und wie vom Veranstalter versprochen eine Veranstaltung mit Suchtgefahr! Die Streckenführung fand ich ausgesprochen schön – eine abwechslungsreiche Auswahl an größeren und kleineren Straßen mit nur sehr wenig Autobahnanteil und mit interessanten GPS – Orientierungsaufgaben in der fränkischen Schweiz.

Was hat gut funktioniert:
*Das Wetter – nicht zu kalt, nicht zu warm, und vor allem trocken.
*Das Kälbchen läuft trotz seiner 100.000km auf dem Tacho zuverläsig und ohne Mucken.
*Die richtigen Klamotten ausgewählt – nicht gechwitzt und nicht gefroren.
*Die kleine LED Stirnlampe (Ultrafire irgendwas) war nachts hilfreich zum Lösen von Fragen an Durchfahrtskontrollstellen und für Eintragungen in die Fahrerkarte. Das Gummiband ist so lang, daß sie sicher am Kinnbügel vom Helm hängt und dort nicht mit dem Visir in Konflikt kommt.
*Das Vorderrad als Meßrad zu verwenden – 2,13m Umfang hatte ich in weiser Vorraussicht schon zu Hause ermittelt – und mit einer Wäschklammer in den Speichen ließ sich dann die Länge des Geländers der Brücke über die Anzahl der Radumdrehungen leicht und genau ermitteln.
*Das Navigationsbrikett hat mich fast immer gut geführt und die genaue Anzeige war insbesondre nachts hilfreich – manche Abzweigungen sind in dunklen kaum zu sehen. Die manuell vorgeplanten Routen schienen mit geringfügig besser – auf jeden Fall aber schöner – als die automatisch erzeugten. Auf jeden Fall hat die (wo möglich) adressgenaue Vorplanung der einzelnen Etappen unterwegs viel Zeit für die Engabe der neuen Ziele gespart. Und es ist zu hoffen, daß Garmin mit den nächsten Updates auch irgednwann das Problem des Aussetzens der Zielführung bei Kartenfehlern in den Griff bekommt.
*Die Klingonenstiefel hatte ich eigentlich an, weil sie den besten Regenschutz bieten – sie sind aber auch über 1000km bequem, auch wenn sie nicht so aussehen.

Was ist zu verbessern:
*Zuerst der Fahrer – Slalom fahren kann man zu Hause schonmal üben – da ist noch Verbesserungspotential. Und fahren übers Spurbrett auch!
*Der Seitenkoffer taugt dafür nicht – der hat schon bei der Ersten Wertungsprüfung 4 Pylone umgeworfen und danach wegen des größeren nötigen Abstandes die Zeit versaut. Später habe ich den dann – wenn ich dran gedacht habe – abgenommen (und glücklichrweise nicht unterwegs vergessen). Aber für’s nächstemal muß es da was anderes geben.
*Der Hintern wollte so ab 700km mal Entspannung haben – also dann die Ortsdurchfahrten im Stehen gefahren – ist mit der Lenkererhöhung ja auch kein Problem. Aber vielleicht doch mal ein Schaffell ausprobieren – darauf schwören ja einige Langstreckenfahrer und es war auch auf einigen Motorrädern zu sehen. Das gibt dann ein ‘Kälbchen im Schafspelz’.
*Die ganz dünnen Sommerhandschuhe bilden Falten auf der Handinnenseite und würden an der Gashand sicher nach einigen 100km zur Blasenbildung führen. Die sind nur für ‘Kurzstrecken’ geeignet.

Mein Dank gilt dem MC Freital als Veranstalter und allen Helfern vor Ort und an den Kontrollstellen für ihren unermüdlichen Einsatz und die pefekte Organisation! Euch gebührt Respekt nachts an Kontrollstellen zu stehen und eine Horde verrückter Motorradfahrer zu bespaßen! Es wurde nicht zu viel versprochen – tatsächlich eine Veranstaltung mit Suchtgefahr!

Der nächste Termin steht schon fest: 21/22. Juni 2014

Weitere Informationen dazu gibt’s dann hier

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